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Um eine nicht-empiristische Sittenlehre zu begründen, bedarf es

daher, das lehren diese Beispiele, nicht nur eines anderen Begriffes

vom Wesen des Sittlichen — sondern zuerst einer neuen inneren

Erfahrung, einer neuen Erlebnisgrundlage dieses Begriffes. Der arme

Spielmann, gleichsam der lebendige Kant in der Form des einfachen

Menschen, zeigt uns diese Erlebnisgrundlage leibhaftig. Seine

schlichte Gestalt vermittelt uns in lebendigster Weise die innere Ge-

wißheit des Geistig-Sittlichen als e i n e s i m N a t ü r l i c h e n

d e s M e n s c h e n n i c h t V e r s u n k e n e n , sondern eines

dieses Natürliche Meisternden. Nur auf dem Grunde solcher Gewiß-

heit kann die idealistische Philosophie einen Anfang machen.

Bedenkt man, wie tief Shakespeares „Falstaff“ gefallen ist und

sich gleichsam in Nichtigkeit auflöst, während sich der „arme Spiel-

mann“ in Reinheit behauptet, dann wird man unmittelbar dessen

inne, daß das freie innere Leben des Menschen kein leerer Wahn sei.

Etwas ist in uns, das nicht von dieser Erde stammt und das Sittliche

weiht.

Wie mit der Gewißheit des Sittlichen, so steht es mit der Wahr-

heit der Erkenntnis. Auch der Begriff des Erkennens hat eine Ein-

gebungsgrundlage. Um es gleich gerade heraus zu sagen: Nur der

am Wechsel des Sinnfälligen haftende Denker glaubt an die Unmög-

lichkeit wahrer Erkenntnis. Der tiefere Einblick in das Wesen des

Erkennens, gerade er beruht auf dem unmittelbaren Bewußtsein von

der Kraft und Selbstgewißheit des Geistes. H u m e u n d K a n t

folgerten aus ein und derselben Feststellung, die sie beide anerkann-

ten, das genaue Gegenteil. Humes Hauptsatz, daß die Sinneserfah-

rung nichts von Notwendigkeit der Verknüpfung in den Erschei-

nungen, nichts von notwendiger Ursächlichkeit, sondern nur eine

bloß tatsächliche Abfolge der Erscheinungen zeige, diesen Hauptsatz

erkennt auch Kant an, soferne er eine reine Feststellung enthält.

Während aber Hume daraus folgert: es gebe keine Ursächlichkeit

im Sinne notwendiger Verknüpfung, notwendiger Ordnung der Er-

scheinungen (deren Annahme vielmehr nur auf „Gewohnheit“ be-

ruhe), es gebe auch keine allgemein gültige Erkenntnis; folgert

Kant daraus das genaue Gegenteil: Die Vorstellung der notwendigen

Verbundenheit der Dinge liegt als etwas / rein Inneres in unserem

Geiste. Der menschliche Geist ist es nach Kant, welcher der Erfah-

rung das Gepräge notwendiger, allgemeiner Verbundenheit gibt. Er