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welchen alle sinnliche Erfahrung steht, als nicht selber sinnlich nach-

zuweisen. Diese Bedingungen sind dann dem Wesen und Begriffe

der / Sache nach (also logisch, nicht zeitlich) vor dem sinnlich

bestimmten Inhalte des Gedachten, sie sind, wie Kant sagte, a

p r i o r i , während das der Sinnenwelt Entstammende logisch nach-

geordnet, also a p o s t e r i o r i ist.

Dieser Gedankengang vollzieht im Vergleich zu Hobbes, Locke,

Hume, ebenso zu den Sophisten und Nominalisten eine grundsätz-

liche Wendung im Begriffe des Wesens der Erkenntnis: Die Sinnes-

erfahrung wird nicht mehr als die einzige Quelle des Wissens und

nicht einmal mehr als das logisch Erste betrachtet, der Empirismus

ist überwunden. Mit dem „Apriori“ ist etwas im Erkenntnisvor-

gange festgestellt, was, so klar können wir es seit Kant ausdrücken,

jede Erfahrung überhaupt erst möglich macht, dadurch nämlich,

daß die logisch vorgeordneten, die „apriorischen“ Bedingungen erst

vorhanden sein müssen, ehe es zu einer Erfahrung kommen kann.

G e n e t i s c h gesehen, werden allerdings beide Bedingungen

gleichzeitig auftreten: der Sinnesreiz einerseits, die innere, aprio-

rische Anschauungs- und Denkform andererseits. Beide kommen

erst aneinander zum Vollzuge. Die Form des Denkens und An-

schauens aber geht l o g i s c h vor, ist apriorisch, kommt nur a n

einem Gedachten, a n einem aposteriorischen „Inhalte“ (der durch

Sinneseindrücke vermittelt wird) zustande, und umgekehrt, der

Sinneseindruck kann nur durch die Tätigkeitsweisen des Verstandes

wirksam werden.

Z u s a t z ü b e r d a s V e r h ä l t n i s v o n B e g r i f f s g e b ä u d e u n d

E r l e b n i s i m A p r i o r i s m u s

Gerade beim Apriorismus ist es wichtig, das Verhältnis von Begriffsgebäude

und Eingebungsgrundlage oder Erlebnis klarzustellen. Das Merkzeichen des

Apriorismus pflegt man nämlich äußerlich darin zu sehen, daß die Erkenntnis

nicht einfach hingenommen, sondern in ihrem Zustandekommen und in ihrer

Gültigkeit „geprüft“ werde — daher auch die Bezeichnung „ K r i t i z i s m u s “

= Prüfungslehre. Indessen ist das nur die äußere Seite der Lehre. In Wahrheit

kommt es nicht auf den Gedanken der „Prüfung“ an — der schon bei Locke und

Hume auftritt, aber für sie unfruchtbar ist, weshalb sie Empiristen blieben —,

sondern auf die innere Haltung, mit welcher der Philosoph an seine Aufgabe

herangeht! Hat er von dem Geistigen als einem Nicht-Naturhaften intuitive Ge-

wißheit: dann allein ist er über den Empirismus hinaus, dann allein vermag er

auch jenen G r u n d b e g r i f f zu erreichen, der das Begriffsgebäude der Philo-

sophie vom Empirismus befreit, den Grundbegriff des Vor-Empirischen, Aprio-

rischen als eines Urbesitzes des Geistes.