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Umstand ersehen, daß der „Philosophenspiegel“ grundsätzliche

Fragen der vorangegangenen Werke, vor allem der „Kategorien-

lehre“ (1924) in systematischer Sicht weiterführt.

Auch der verlegerische Erfolg spricht dafür, daß das Buch nicht

als eine schlichte Darstellung von Problemen, etwa als Ersatz für

ein systematisches Lehrbuch, sondern als eine originelle philoso-

phische Leistung aufgenommen worden ist. Die 1933 im Verlag

von Quelle & Meyer zu Leipzig erschienene erste Auflage wurde in

5000 Exemplaren gedruckt, was bei philosophischen Werken im

allgemeinen für den Verlag ein Risiko hätte bedeuten müssen. Für

ein Buch von Othmar Spann jedoch, der zu jener Zeit nicht nur

als Nationalökonom, sondern auch als Philosoph bereits in allen

Fachkreisen bekannt geworden war, konnte man nur mit einem

Erfolg rechnen. Die Veröffentlichung erfolgte zwar in der damals

bekannten Buchreihe des Verlages „Wissenschaft und Bildung“,

deren Aufgabe es war, „Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des

Wissens“ vorzulegen. Aber der Erfolg des Buches ließe sich nur am

Rande diesem Umstand zuschreiben. Denn von einer elementaren,

Bildungszwecken zugedachten Wissenschaftsvermittlung kann im

„Philosophenspiegel“ direkt kaum die Rede sein. Spann verweist

im Vorwort zur ersten Auflage eigens auf jenen Punkt im Studium

der Philosophie, der immer dort bemerkbar wird, „wo Kenntnisse

allein nicht mehr genügen, sondern der Einsatz unseres inneren

Selbstes verlangt wird und sich zeigen muß, ob es der Größe des

Gegenstandes gewachsen sei“

1

. Gerade diese Herausforderung an

den Lernenden, sich über das einfache systematische Studium hinaus

bis zum eigenen Einsatz vorzudrängen, scheint besonders anspre-

chend gewirkt zu haben, sowohl auf Vertreter des Faches, wie auch

auf begabte philosophische Laien.

Das Interesse an einem Studium der Philosophie anhand des

„Philosophenspiegels“ dürfte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg

von neuem zugenommen zu haben, wenn sich der Wiener Verlag

A. Sexl zur Herausgabe einer zweiten Auflage entschließt, wozu ihm

der Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg, die Lizenz für eine Öster-

reichische Ausgabe erteilt hat. Spann selbst legt im Vorwort zu die-

ser Ausgabe wiederum hauptsächlich darauf Wert, „daß das Buch

1

Siehe oben S. 4.