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Die Aufgabe, die sich aufdrängt, die in vorliegenden Betrach-

tungen nur skizzenhaft aufgezeigt werden konnte, würde schlicht

formuliert folgendermaßen lauten: Es müßte von der vorläufigen

Vereinfachung der von Spann beschriebenen Mannigfaltigkeit nun-

mehr abgerückt werden, da es um die Erarbeitung und Erschlie-

ßung a l l e r erkennbaren Grundformen und Zwischenstufen der

wirklichen, als maximal kontinuierlich nachweisbaren Stufenleiter

ginge. Dies mit dem Ziel, etwa auf eine frei von jedem Formalis-

mus postulatorisch-axiomatische Begründung der gesagten Mannig-

faltigkeit hinzustreben, um dadurch auch die Erforschung von Ge-

gensätzen und Berührungspunkten, von verschiedenen Ebenen und

Sichtweisen der Erkenntnis auf eine festere Grundlage zu stellen.

Erst daraus könnte im Sinne Spanns das stärkste Licht aufleuchten,

in dem die Einheit der Philosophie, zugleich auch die Einheit von

Philosophie und Wirklichkeit voll zu erschließen wäre. Ist es seit

der Leibnizschen Idee einer „Characteristica universalis“ vergeb-

lich versucht worden, das System der Gesamtphilosophie auf der

Basis einer allgemeinen Kategorienlehre darzustellen, so lag das

sowohl an den stets einseitigen Auffassungen von Kategorien und

Kategorialbegriffen, wie vor allem an ihrer Unangemessenheit beim

Erfassen des endlichen Seins, so wie die Absurdität derartiger Ver-

suche in der idealistischen Philosophie bisher nicht einmal richtig

verstanden worden ist. Demgegenüber ist die Kategorienlehre

Spanns im Rahmen des Ganzheitsverfahrens e i n e M e t h o d e

z u r E r f a s s u n g d e s e n d l i c h e n S e i n s , so wie es

auch von den empirischen Wissenschaften immer weiter erschlos-

sen wird. Gerade dieses letztgenannte Merkmal ebnet den Weg zu

der sichtbar offenen Aufgabe in der Philosophie Spanns — zum

k o n k r e t e n A u s b a u d e s S y s t e m s , sobald nicht nur

im allgemeinen von Rahmenkategorien, Stufen, Ausgangsformen

und Haltestellen die Rede ist, sondern sie alle auch in der empi-

risch verifizierbaren Hierarchie feststehen, um das nunmehr er-

kennbar aufleuchtende Gerüst des Seinsbereichs aller wissenschaft-

lichen Forschung

1

auf die letztumfassende Basis zu stellen.

1

Mit den konkretisierbaren Beziehungen der Ganzheitslehre zur wissen-

schaftlichen Forschung befaßt sich eine der allerletzten Arbeiten Othmar Spanns:

Die Ganzheit und ihre Kategorien im Hinblick auf das Verfahren der Wissen-

schaften, die erst nach seinem Tode veröffentlicht wurde, in: Studium Generale,

Jg

5

. 1952, S. 464 ff.