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Schaft ausmachen, zum Gegenstande nehmen, nämlich die Lei-
stungen der Mittel für Ziele, z. B. eines Grundstückes für die
Getreideerzeugung, wodurch sich die mengenhaften Erschei-
nungen, die dabei auftreten (Gütermengen, Preisgrößen), als
bloße Nebenerscheinungen, bloße Anzeiger, Indizes ergeben;
sondern daß sie vielmehr umgekehrt in N a c h a h m u n g d e r
N a t u r w i s s e n s c h a f t die Mengen fälschlich als das Erste
nehmen, sie mathematisch behandeln, und dadurch glauben, aus
der Volkswirtschaftslehre und Gesellschaftslehre eine „soziale
Physik“ machen zu können. Indem sie aber das Abgeleitete, die
Mengen, zum Ursprünglichen machen, verfehlen sie das Wesen
der Sache, das Sinnvolle, Geistige; und darum sind alle ihre
mathematischen „Gesetze“ nur Schein und Trug. Alle Strenge,
alle Exaktheit bleibt hier in Wahrheit am Äußerlichen hängen.
Wollte man die Wirtschaft durch Preisgrößen kennzeichnen, so
wäre es etwa dasselbe, wie Goethe und Novalis durch die Körper-
größe zu kennzeichnen. Man würde dabei trotz richtiger Zahlen-
werte das Wesentliche verfehlen, den Geistesgehalt der Per-
sönlichkeit.
Wie wäre es nun, wenn ein Fehler von ähnlicher Art auch
in den mathematischen Naturwissenschaften bestünde?
Wir wagen es, diese Frage aufzuwerfen. Denn das Beispiel
der mathematisierenden Volkswirtschaftslehre und Gesellschafts-
lehre zeigt, daß selbst eine jahrhundertalte Überlieferung und
eine weit getriebene Ausbildung mathematischer Darstellung
kein Beweis für die grundsätzliche Richtigkeit einer Auffassung
ist! In der Physik kann es allerdings so schlimm niemals stehen
wie in der Volkswirtschaftslehre, weil in ihr die Probe auf dem
Fuße / folgt, was in der Wirtschaftslehre nicht möglich ist. Aber
auch das ist kein unbedingter Beweis für die Richtigkeit der
Grundauffassung. Hat doch auch die Physik in der Geschichte
schon manchen Umsturz ihrer Begriffe erleiden müssen, der vor-
her für unmöglich gehalten wurde, und gerade heute stehen wir
in einem krisenhaften Zustande wie nie. (Die Ergebnisse treuer
Versuchsarbeit und technischer Anwendung können davon aller-
dings niemals berührt werden.)
Man könnte nun einwenden, daß die Sachlage in den Natur-
wissenschaften und in den Geisteswissenschaften doch grund-
sätzlich verschieden sei. In Wirtschaft und Gesellschaft seien, das