Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6641 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6641 / 9133 Next Page
Page Background

[11/12]

17

graduell größere Dichte, eine engere Verflechtung haben als

andere. Diese Komplexe sind also nicht selbst „etwas“, sie sind

nicht selbständige Wesenheiten, die als Träger von Eigenschaften

aufträten, nicht „Substanzen“ im Sinne der älteren Philosophie;

noch auch sind sie Ganzheiten, welche nach Maßgabe ihres Ent-

haltenseins in höheren Ganzheiten Eigenschaften ausgliedern

würden.

Die Verfahrenlehre der exakten Wissenschaften stellt immer

wieder mit Genugtuung fest, wie sehr ihr die „Auflösung des

Dingbegriffes in den Beziehungsbegriff“ oder, was dasselbe ist,

in den „Relationsbegriff“ oder „Funktionsbegriff“ („Funktions-

begriff“ ist nur eine mathematische Fassung des Beziehungs-

begriffes) gelungen sei.

/

Dem müssen wir aber entgegenhalten, daß der B e z i e -

h u n g s b e g r i f f s e l b s t e i n w i d e r s p r u c h s v o l l e r ,

n i c h t z u E n d e g e d a c h t e r B e g r i f f s e i . Denn wie

aus dem Gesagten hervorgeht, muß die Physik (wenn sie sich

dessen auch nicht bewußt ist) auf die Frage, wo die Beziehungen

zuletzt verankert seien, antworten: in den Korpuskeln der Atome.

Da damit doch wieder eine letzte Substanz, ein letztes Ding in

die Physik eingeführt ist, gibt sie den Beziehungsbegriff von

selbst wieder auf. Die Eigenschaften der Korpuskeln sind nicht

mehr in Beziehungen aufgelöst, sondern sie sind wirkliche Eigen-

schaften, nämlich von Dingen! Wenn mit dem Begriffe der Kor-

puskeln auch der Dingbegriff sozusagen einschrumpft, so ändert

das doch nichts daran, daß er grundsätzlich erhalten bleibt.

Darüber, daß, wer „Beziehung“ denkt, notwendig eine Einheit

denkt, welche die Beziehung trägt, also ein Ding — darüber

kommt auch der Materialismus und Nihilismus der Naturvor-

stellung, wie ihn die heutige mathematische Physik anwendet,

nicht hinweg.

Ist einmal der Dingbegriff vernichtet, dann auch der Begriff

des W e l t g a n z e n . Wo es keine Dinge gibt, kann es auch kein

Gesamtganzes von Dingen, keine Welt geben. Das Weltall als

geschlossene Einheit hat darum im mathematisch-physikalischen

Denken folgerichtigerweise keinen Platz.

Gibt es aber kein Weltganzes, dann ist auch das Wort „Natur“

nur eine Redewendung, eine Abkürzung für viele von der Physik