Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6644 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6644 / 9133 Next Page
Page Background

20

[15/16]

III. Kritik des Atombegriffes im besonderen

Das Entscheidende des Verfahrens der neuzeitlichen Physik

haben wir in den drei Grundbegriffen des Atomismus, Mecha-

nismus und der Ursächlichkeit vor uns. Diese drei Begriffe hän-

gen in der Weise zusammen, daß aus der Ursächlichkeitsauf-

fassung der Begriff des Mechanischen folgt, aus dem Mecha-

nischen die Auflösung des Dingbegriffes in die Beziehung, die

Beziehung endlich auf einen letzten Träger, die Atome, führt.

Die Atome muß man, um mit der Erfahrung nicht allzusehr

in Widerspruch zu kommen, als unwahrnehmbar klein annehmen.

Das körnige Gefüge, das die meisten Stoffe unserer Anschauung

zeigen, verführt außerdem zu dieser Annahme.

Die P h y s i k d e s 1 9 . J a h r h u n d e r t s verstrickte sich

aber bereits in die Schwierigkeit, dreierlei (!) Atome annehmen

zu müssen:

1.

die kleinsten Teilchen der Masse, die stofflichen Atome;

2.

die kleinsten Teilchen der Elektrizität, die sogenannten Elek-

tronen;

3.

überdies wurde dazu noch ein eigener Weltäther mit Äther-

atomen angenommen.

Ferner sollen über den stofflichen Atomen noch die Moleküle

als kleinste Verbände von Atomen stehen.

Das ist reichlich verwickelt, bedroht den Zweck des Atom-

begriffes! Denn eigentlich müßte es darnach zweierlei Materie,

die elektrische und diejenige, welche Masse bildet, geben, außer-

dem noch eine Urmaterie, den Äther. Aber die neueste Physik

fügte, so kann man sagen, sogar noch ein viertes Atom hinzu,

das E n e r g i e a t o m ! Ist doch in Wahrheit das Planckische /

„Wirkungsquantum“ nichts anderes. (Soferne indessen ange-

nommen wird, daß Masse aus Energie gebildet sei, liegt aller-

dings eine Möglichkeit vor, die stofflichen Atome auf das Energie-

atom zurückzuführen. Daß außerdem versucht wird, den Äther

„abzuschaffen“, ist bekannt.)

Bleiben wir noch bei der Physik des 19. Jahrhunderts, so

müssen wir feststellen, daß ihre Atomlehre noch über das Ge-

sagte hinaus Widersprüche enthielt. Der Begriff des Atoms hat

nur einen Sinn, wenn zwischen den Atomen ein bedingungslos

leerer Raum angenommen wird, denn nur dann ist es als selb-