16 [10/11]
Menschen zur großen Natur, die ehedem mit Licht und Leben
erfüllt war.
Der grundsätzliche Fehler, welcher der sogenannten klassi-
schen Physik ebenso eigen ist wie der heutigen, liegt demgemäß
nicht in der mengenhaften Betrachtung überhaupt, sondern darin,
das Mengenhafte und Atomhafte als eine W e s e n s a u s s a g e
zu behandeln, statt als bloße U n t e r s t e l l u n g . Die neu-
zeitliche Physik arbeitet nicht so, als ob sich die Natur aus
Korpuskeln zusammensetze, als ob es keine Farben, sondern nur
Wellenlängen in der Natur gäbe, als ob alle Qualitäten auf
Quantitäten zurückzuführen seien, als ob die Natur nur nach
mechanischer Ursächlichkeit mathematisch und statistisch be-
stimmt werde; sondern sie läßt überhaupt keine andere Be-
trachtungsweise offen. Dieser Fehler wird noch erweitert durch
die folgerichtig durchgeführte, unweigerlich sich aus Atomis-
mus und Mechanismus ergebende Auflösung des Dingbegriffes
und Weltbegriffes.
/
II. Die Auflösung des Dingbegriffes und Weltbegriffes
Die neuzeitliche Physik ist stolz darauf, den Dingbegriff ver-
nichtet zu haben. Sie kennt keine Dinge, welche die Einheiten
oder Träger von Eigenschaften wären, sondern nur „Bezie-
hungen“, „Wechselbeziehungen“, z. B. von Druck und Wärme.
Schließlich müssen aber doch auch die „Beziehungen“ solche von
„etwas“ sein — also doch auch einen Träger haben. Als diese
letzten verborgenen Träger werden (ohne daß man sich über
ihre Rolle als Träger Rechenschaft gäbe) letzte Teilchen, die
Atome oder ihre Korpuskeln angenommen. Was der Physik beim
Dingbegriff nicht recht war, daß eine Einheit, ein „Träger“
von Eigenschaften da sein soll, ist ihr beim Atombegriffe billig!
Dieses Verfahren drückt sich darin aus, daß in der mathematischen
Naturerklärung Begriffe wie Masse, Beschleunigung, Weg, Kraft,
Potential, Druck, Temperatur, Energie auftreten — alles Be-
griffe, die keine Dinge, sondern abstrakte Beziehungen, wie
sie von der Waage, dem Thermometer usw. angezeigt werden,
darstellen. Nicht von „Dingen“, sondern nur noch von „Kom-
plexen“ kann man daher in der neuzeitlichen Physik sprechen,
das heißt von solchen Anhäufungen der Beziehungen, die eine