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wirklich schon lediglich und ausschließlich als Vereinzelung,

Vielheit, Äußerlichkeit zu begreifen? Das ist die große Frage,

die sich nunmehr, da wir die Verräumlichung als das Wesentliche

des Stoffes erkannten, abermals erhebt. Wenn Stoff Äußerlich-

keit ist, so beweist das nicht, daß keinerlei Innerlichkeit, Un-

mittelbarkeit, Einheit, Ungetrenntheit in ihm vorhanden sei.

Vielmehr / zeigte sich ja schon, daß der Stoff nur auf einer Min-

derung des Zustandes der Unmittelbarkeit, Innerlichkeit, Einheit

beruhe, nicht auf völliger Aufhebung. Also — man muß es aus-

sprechen, ohne zuviel zu sagen — S t o f f b e r u h t n i c h t

a u f v ö l l i g e r A u f h e b u n g d e r I n n e r l i c h k e i t .

Denn das, was wir Einander-offenbar-Werden, Bezogenheit,

Aufeinanderwirken der Stoffe nannten — was ist es anders als

ein Wiederaufleuchten jener Einheit, Ganzheit, welche Gemein-

schaft, Unmittelbarkeit, Innerlichkeit kennzeichnet?

Wir verstehen sogar, daß ohne diese Unmittelbarkeit, Einheit,

Gemeinschaft, welche in der Wirkung der getrennten Teile auf-

einander zum Vorschein kommt, überhaupt keine stoffliche Welt

mehr bestehen könnte. Denn wenn die Teile nur vereinzelt

wären, wenn sie schlechthin getrennt, schlechthin einander

äußerlich wären, dann gäbe es nichts als ein gleichgültiges Ne-

beneinander der Teile, gäbe es kein Wirken aufeinander (wie

sich am Beispiele von Holz und Feuer zeigte), keine Gesetz-

mäßigkeiten, kurz, keine zusammenhängende stoffliche Wirklich-

keit, keine zusammenhängende stoffliche Welt.

Ohne die Einsicht, daß Innerlichkeit, Einheit, Ganzheit dem

Stoffe nicht grundsätzlich und völlig abgehe, daß sie vielmehr

nur von der Äußerlichkeit und Vereinzelung, die im Raume liegt,

überdeckt werde, kann ein wahrer Naturbegriff nicht gewonnen

werden. Die Natur ist nichts Totes noch Zerstückeltes, Chao-

tisches.

B.

S t o f f i s t n u r d u r c h S t o f f l o s e s m ö g l i c h

Unser Ergebnis, daß Stoff dasjenige Vorräumliche sei, was

sich verräumlicht, können wir auch, da das Vorräumliche im-

materiell, also noch stofflos ist, in den Satz kleiden: S t o f f i s t

n u r d u r c h S t o f f l o s e s m ö g l i c h . Statt „Stoffloses“

können wir auch sagen „Überstoffliches“ oder „Immaterielles“.