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jeweilige stoffliche Wirklichkeit zusammen. Im ersten Falle

haben wir eine Welt, im letzteren Falle einen Haufen. Im ersten

Falle denkt man lebendig, logisch richtig und wirklichkeitsnahe,

im letzteren Falle unlebendig, logisch unrichtig und weltfremd.

VI.

Der Dingbegriff

Die Tragweite des Begriffes der Gestalt

A. R ü c k b l i c k a u f d e n B e g r i f f d e r G e s t a l t

Immer wieder führte uns unser Weg auf den Begriff der

Gestalt als auf einen Schlüsselbegriff der Natur zurück.

Gestalt erwies sich als eine überräumliche Einheit. Sie kann aus

den einzelnen Elementen nicht durch Summierung / hergeleitet

werden. Dies ist aber nur eine verneinende Begriffsbestimmung,

die uns noch nicht sagt, was Gestalt wesenhafterweise sei.

Überall, wo es bei dieser bloß verneinenden Bestimmung bleibt,

kann man mit dem Gestaltbegriffe in Wahrheit nichts anfangen.

Es muß auch etwas Aufbauendes gefunden werden, und dieses

ist es erst, was den Gestaltbegriff im ganzheitlichen Sinne

ausmacht. Erst dort, so fanden wir früher, ist räumliche Gestalt,

wo

erstens ein Vorräumliches dem Räumlichen zugrunde liegt;

wo

zweitens die Ausbreitsamkeit durch Rückbezüglichkeit in ihrer

Einheit bewahrt wird; so daß

drittens nicht die äußere Grenze, sondern das innere Gefüge

(mit bevorzugten Richtungen) die Gestalt bestimmt und bildet.

Nur die im Vorräumlichen befaßte, daher mit innerem Gefüge

versehene Räumlichkeit ist gestaltet. Die Einheit der Gestalt,

dies ist das Geheimnis des Gestaltbegriffes, ist nicht auf der

räumlichen Ebene selbst zu finden. Und das bedeutet

viertens: Die Raumgestalt enthüllt sich so als übertragen

(transponiert) aus der vorräumlichen und zeitlichen Seinsebene.

Es ist das Vorräumliche, das sich durch die Zeitgestalt hindurch

in Raumgestalt darstellt, das ihr als Wirkeinheit zugrunde liegt,

aber selbst nicht räumlich ist. Das heutige mechanistische und

materialistische Bewußtsein mag sich noch so sehr dagegen

sträuben, die Annahme eines Vorräumlichen als Grund des

Räumlichen ist dem fassenden Denken unentrinnbar.