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stand zur Theorie der Farben nötig. G o e t h e s i e h t d i e
N a t u r d i n g l i c h u n d s i n n l i c h . Sein Verfahren ist
wesenhafter als das mathematische.
Goethe selbst gibt in der Einleitung zum „Entwurf einer Farbenlehre” (1810) den
Hauptinhalt seiner Lehre mit folgenden Worten an: „Gegenwärtig sagen wir
nur so viel voraus, daß zur Erzeugung der Farbe Licht und Finsternis, Helles
und Dunkles oder, wenn man sich einer allgemeineren Formel bedienen will,
Licht und Nichtlicht gefordert werde. Zunächst am Licht entsteht uns eine
Farbe, die wir Gelb nennen, eine andere zunächst an der Finsternis, die wir
mit dem Worte Blau bezeichnen. Diese beiden, wenn wir sie in ihrem reinsten
Zustand dergestalt vermischen, daß sie sich völlig das Gleichgewicht halten,
bringen eine dritte hervor, welche wir Grün heißen. Jene beiden ersten Farben
können aber auch jede an sich selbst eine neue Erscheinung hervorbringen, indem
sie sich verdichten oder verdunkeln. Sie erhalten ein rötliches Ansehen, welches
sich bis auf einen so hohen Grad steigern kann, daß man das ursprüngliche
Blau und Gelb kaum darin mehr erkennen mag. Doch läßt sich das höchste und
reine Rot, vorzüglich in physischen Fällen, dadurch hervorbringen, daß man
die beiden Enden des Gelbroten und Blauroten vereinigt. Dieses ist die lebendige
Ansicht der Farbenerscheinung und Erzeugung. Man kann aber auch zu dem
specifiziert fertigen Blauen und Gelben ein fertiges Rot annehmen und rück-
wärts durch Mischung hervorbringen, was wir vorwärts durch Intensieren be-
wirkt haben. Mit diesen drei oder sechs / Farben, welche sich bequem in einen
Kreis einschließen lassen, hat die elementare Farbenlehre allein zu t u n . . .
Sollen wir sodann noch eine allgemeine Eigenschaft aussprechen, so sind die
Farben durchaus als Halblichter, als Halbschatten anzusehen, weshalb sie denn
auch, wenn sie zusammengemischt ihre specifischen Eigenschaften wechselseitig
aufheben, ein Schattiges, ein Graues [nicht also, wie Newton behauptet, Weiß]
hervorbringen.
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”
Wir führen der Vollständigkeit halber noch die folgenden Worte Goethes an:
„Das höchstenergische Licht, wie das der Sonne... in Lebensluft verbrennend, ist
blendend und farblos. So kommt auch das Licht der Fixsterne meistens farblos
zu uns. Dieses Licht aber durch ein auch nur wenig trübes Mittel gesehen, er-
scheint uns gelb. Nimmt die Trübe eines solchen Mittels zu oder wird seine Tiefe
vermehrt, so sehen wir das Licht nach und nach eine gelbrote Farbe annehmen,
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Goethe: Zur Farbenlehre (1810), Entwurf einer Farbenlehre, Naturwissen-
schaftliche Schriften, herausgegeben von Rudolf Steiner, Bd 3, S. 90f. — Bei dieser
Gelegenheit sei auf Rudolf Steiners sorgfältige Ausgabe der naturwissenschaftlichen
Schriften Goethes nachdrücklich hingewiesen. Sie ist mit reichlichen, den Kern der
Sache treffenden Erläuterungen und Anmerkungen versehen, die dem Leser das
Verständnis aufschließen und das Verhältnis der Leistung Goethes zur heutigen
Naturwissenschaft erörtern.
Aus dem großen Schrifttum über Goethe:
Adolph Hansen: Goethes Metamorphose der Pflanzen, Gießen 1907.
Carl Gustav Carus: Göthe, 1843 (Neudruck Dresden 1927).
Rudolf Magnus: Goethe als Naturforscher, Leipzig 1906.
Adolf Naef: Idealistische Morphologie und Phylogenetik, Jena 1919.
Lazar von Lippa: Der Aufstieg von Kant zu Goethe, Berlin 1921.
Paul Kaemmerer: Auge und Sehkraft, Geiselgasteig bei München 1929.
Johannes Hoffmeister: Goethe und der deutsche Idealismus, Leipzig 1932.