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schaften, die in der Einheit eines bestimmten Dinges, des
Wassers, wurzelt. /
Dieses Beispiel lehrt uns schon, daß insbesondere die C h e -
m i e den Dingbegriff in Wahrheit auf Schritt und Tritt ver-
wendet. Die Chemie hat überall Eigenschaften in Gegenseitigkeit
vor sich, daher in Wahrheit durchaus Dingbegriffe zu bilden,
und zwar Gattungs- und Artbegriffe und Begriffe von Unter-
arten, Spielarten. Die Chemie stößt dabei unaufhörlich auf un-
stetes, sprunghaftes, anormales Verhalten der physikalischen
Eigenschaften, indem z. B. Erwärmung die Reaktionsgeschwin-
digkeit einmal erhöht, das andere Mal erniedrigt, Erwärmung
die Löslichkeit einmal erhöht, das andere Mal hemmt. Wir haben
oben
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einige Beispiele solcher Art angeführt, jedem Kundigen
werden sie in reichem Maße zur Hand sein. Sie beweisen nicht
nur, daß die mechanistischen Erklärungsweisen in der Chemie
versagen, sondern darüber hinaus geben sie Zeugnis von der
Gültigkeit des Dingbegriffes: die verschiedenen chemischen
Dinge zeigen eine so verschiedene Gegenseitigkeit des Werdens
der Eigenschaften aneinander, daß allgemeine physikalische und
mathematische Gesetze Einbuße erleiden. Die Art und Indivi-
dualität des Dinges, seine Eigenlebendigkeit, kommt zutage.
Daß diese Individualität in dem Setzungsgrunde der Dinge,
in den vorräumlichen Wesenheiten, die in der Natur erscheinen,
liegt, wird nun abermals nahegelegt.
Ferner weist der Begriff einer e n d l i c h e n W e l t auf
einen Stufenbau hin, da er ja ein geschlossenes Weltall annimmt.
Daß dieser Begriff in der heutigen Physik nicht mehr ganz un-
möglich ist, darf hier immerhin erwähnt werden. Allerdings wird
die Möglichkeit einer begrenzten Welt in der Theorie Einsteins
dadurch erkauft, daß sie die euklidische Metrik und damit den
Raum unserer Anschauung verläßt, also die Annahme macht,
daß der reale Raum ein geometrisches Gefüge besitze, das unserer
Anschauung unzugänglich und nur mit mathematischen Formeln
darstellbar sei. Eine anschauliche Vor- / Stellung der gekrümmten
vierdimensionalen Raum-Zeit-Weit Einsteins ist bekanntlich
unvollziehbar. Damit ist ihr Wert für den Dingbegriff in un-
serem Sinne wieder zweifelhaft. — Ebenso liegt noch kein Ansatz
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Siehe oben S. 31.