E r s t e r A b s c h n i t t
Natur und Sinnesempfindung. Die Weltseele
als sich selbst empfindendes Wesen
Das Verhältnis von Sinnesempfindung und Natur gibt dunkle
Rätsel auf. Eine bloße Außenansicht der Natur genügt für diese
Frage keinesfalls. Daher wenden wir uns zuerst den immate-
riellen Grundlagen der Natur zu.
I.
Vom Wesensgrunde der Natur. Natur und Geist
Wie kann das, was vom Vorräumlichen in das Räumliche
übergeht, gedacht werden? Welcher Art muß der immaterielle
Wesensgrund sein, der in die räumliche Trennung und Scheidung
übergeht und dadurch stofflich wird?
Dies ist die große Frage, die an jede Naturphilosophie ge-
stellt wird. Und ihre Beantwortung ist, heimlich oder offen,
bewußt oder unbewußt, für alles bestimmend, was eine Natur-
philosophie Grundsätzliches zu sagen hat.
Freilich müssen wir bedenken, daß schon in der Art, wie wir
soeben die Frage stellten, eine bestimmte Richtung ihrer Beant-
wortung vorgezeichnet sei, und zwar in bezug auf den Raum.
Denn diese Fragestellung schließt es aus, daß der Raum rein
formal, daß er subjektlos gedacht werde; und daß sich daher
nachträglich, das heißt durch Hinzufügung von Bestimmungen
zum Raume, die materielle Welt entwerfen ließe (wie z. B. durch
Hinzutreten der Attraktion usw. bei Schelling). Ein solcher /
Gang der naturphilosophischen Begriffsbildung ist durch unsere
Fragestellung ausgeschlossen. Da wir nicht vom Raume als
einem Leeren, Formalen, Subjektlosen ausgehen, sondern von
einem vorräumlichen Wesensgrunde des Räumlichen, kann auch