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zielle Elemente konzentriert scheinen, und zwar in erster Linie auf
Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff
1
.“
Und dies sind ja die für den Aufbau der Organismen wichtigsten
Elemente, so daß nach Hendersons Überzeugung der Biologe mit Recht
annehmen dürfe, das Stoffliche sei seinem Wesen nach b i o z e n -
t r i s c h . Dieses Forschungsergebnis eines der mechanistischen Welt-
auffassung verhafteten Gelehrten ist für Spann der überzeugende
Erweis der Berechtigung seiner Anschauung von der Gezweiung höherer
Ordnung zwischen Geist und Stoff.
Nur die Welt des Anorganischen gehört nach Spanns Überzeugung
in den Bereich der Naturphilosophie. Die organische Welt hingegen,
die nach seiner Überzeugung in die geistige Welt gehört, denn „Leben
ist begeisteter Stoff
2
“, Leben entsteht überall, wo sich Geist mit den
vorräumlichen Wurzeln des Stoffes verbindet, bildet ein Teilgebiet
der Philosophie des Geistes.
Diese Auffassung des Lebens ruht auf einer kühnen, problembela-
denen Entscheidung, einer Entscheidung, die noch viel problembela-
dener ist, als Max Schelers Ansatz von den Stufen des Psychischen
und der „gegenseitigen Durchdringung des ursprünglich ohnmächtigen
Geistes und des ursprünglich dämonischen, d. h. gegenüber allen
geistigen Ideen und Werten blinden Dranges durch die werdende
Ideierung und V e r g e i s t i g u n g d e r D r a n g s a l e , die hinter
den Bildern der Dinge stehen, und die gleichzeitige Ermächtigung,
d. h. V e r l e b e n d i g u n g d e s G e i s t e s
3
“ .
Für Spann ist Leben immer schon Geist, und zwar „der mit dem
Immateriellen des Stoffes verbundene Geist; daher ist Leben über-
räumlich und kann sich ebenso wie Geist selbst nicht verräumlichen
4
“.
Im Leben wie im Geist findet Spann echte unvermittelte Ganzheit
vor, die sich vor allem im sinnvollen Zusammenwirken von Leistungen
zeigt, während im Anorganischen Ganzheit nur vermittelt erscheint
und keinen sinnvollen Gehalt in ihren Ausgliederungen erkennen
läßt.
Den an Stofflichkeit gebundenen Geist nennt Spann S e e l e . Geist
ist ihm durch die Tat des D e n k e n s gekennzeichnet, die Mächte der
Natur hingegen durch die Tat der V e r r ä u m l i c h u n g . Räum-
liches Bilden ist das Werk dieser Mächte.
5
Natur ist aber nicht nur äußere Ordnung, sie hat auch Innerlichkeit
und Unmittelbarkeit und bietet daher dem Geist die Möglichkeit des
Ausdruckes seiner Gehalte in ihren Gestalten. In der Erkenntnis dieser
1
Lawrence J. Henderson: Die Umwelt des Lebens, Eine physikalisch-chemische
Untersuchung über die Eignung des Anorganischen für die Bedürfnisse des
Organischen, deutsch von R. Bernstein, Wiesbaden 1914, S. 169f.
2
Naturphilosophie, S. 221.
3
Max Scheler: Die Stellung des Menschen im Kosmos, München 1949, S. 70f.
4
Naturphilosophie, S. 221.
5
Naturphilosophie, S. 221f.