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Im Gegensatz zu den bisherigen religionssoziologischen Theo-

rien behaupten wir also, daß folgende Quellen der Religion und

deren arteigene Beiträge zu ihrer Konkretisierung zu unterscheiden

seien:

1.

die innere mystische Erfahrung, aus der auch die relativ selb-

ständig wirksame Unsterblichkeitsüberzeugung kommt;

2.

die magische Erfahrung.

— Vor diesen Quellen steht aber noch:

3.

die von allen Religionen irgendwie behauptete göttliche Offen-

barung, welche, wird sie angenommen, teils auf mystischem und

teils auf magischem Weg wirksam wird oder noch auf andere beson-

dere Art sich erweisen kann. Dem Wesen der Sache nach steht, ihre

Wirklichkeit vorausgesetzt, die Offenbarung allen anderen Quellen

der Religion voran und hätte daher den unbedingten Vorrang. In-

dem wir aber lieber vom Leichteren zum Schwierigen fortschreiten

als umgekehrt, behandeln wir die anderen Quellen zuerst und die

Offenbarung zuletzt.

Ehe wir auf diese Quellen eingehen, haben wir nochmals der in der Wissen-

schaft der ganzen heutigen Welt vorherrschenden n a t u r a l i s t i s c h - e m p i -

r i s t i s c h e n A n s c h a u u n g e n v o n d e n Q u e l l e n d e r K o n k r e -

t i s i e r u n g zu gedenken.

Daß sie primär nicht in Furcht, Traum, Illusion, Kausalbedürfnis und der-

gleichen liegen, erwies sich ja schon früher. Sie liegen aber auch nicht in der

konkreten Ausübung eines Z a u b e r s , welcher durch eine angeblich „U n p e r -

s ö n l i c h e M a c h t “ auf konkret-sinnliche Erscheinungen, z. B. die Frucht-

barkeit der Erde, wirken will, wie die neueste Lehre vom sogenannten „ P r ä -

a n i m i s m u s “ — J a m e s G e o r g e F r a z e r und seine Schule — be-

hauptet. Alle diese Erscheinungen, also auch Zauber und sogar „ P r i e s t e r -

t r u g “ , spielen in der Religionsgeschichte wohl eine Rolle, aber die innere Got-

teserfahrung muß, wie wir bereits geltend machten, stets schon vorher da sein,

wenn sie religiös wirksam werden sollen. Weder der Ursprung noch die Kon-

kretisierung des Religiösen kann daher von hier aus p r i m ä r erfolgen.

Um die Göttlichkeit der Natur und der Seele zu behaupten, muß sich, das

kann nicht genug eingeschärft werden, der menschliche Geist über die konkrete

Sinnesempfindung e r h e b e n ; das Erlebnis des Übersinnlichen muß im Men-

schen schon wach sein, um es auf Natur und Seele zu übertragen. Es kann nie

und nimmer erst durch e i n e S c h l u ß f o l g e r u n g g e w o n n e n , / n o c h

a u c h d u r c h s i e k o n k r e t i s i e r t w e r d e n ! Mit der sinnlichen Er-

fahrung und den Schlußfolgerungen daraus bleibt der Mensch immer auf der

Ebene der Sinnlichkeit, ähnlich wie wenn der Physiker von gewissen Erschei-

nungen auf Atome schließt. Diese sieht er zwar nicht, wie der Wilde nicht über

den Wolken donnernde Macht, aber sie bleiben sinnliche Naturerscheinungen,

sind nicht übersinnlich.