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II.
die erste Stufe der geborenen Götter: U r a n o s (dazu die Berge und
Pontos, das Meer);
III.
die zweite Stufe der geborenen Götter, welche wir ordnen können als
A. Geistesgewalten
B. Naturgewalten
1.
Kronos (der Vollendende, Herrscher 1. Okeanos (umfließt die Erde) männ-
der Götter, auch die Zeit) männlich lich
2.
Köos (der Denkende) männlich 2. Hyperion (das Leuchten und Licht)
3.
Mnemosyne (das Gedächtnis) weib- männlich
lich
3. Phoibe (desgleichen) weiblich
4.
Themis (Recht) weiblich
4. Japetos (das Schwere)
5.
Rheia (später Gemahlin des Kronos, 5. Theia (Mutter des Helios und der
entspricht der Hera)
Eos) weiblich
6.
Kreios (männlich)
6. Tethys (weiblich)
/
Man ersieht auch hieraus wieder, wie unberechtigt die primäre Ableitung der
Götter von konkreten Naturerscheinungen, z. B. Gewittern, Wolken, Frühling,
Sternen ist. Die Theogonien stellen allgemein wirkende, geistige Gottheiten an
den Anfang.
IV.
Endlich die von Zeus abstammenden olympischen Götter.
Der tiefere Sinn dieser Stufenfolge bei Hesiod scheint uns un-
verkennbar: die vorweltliche Gottheit oder Urgottheit mit ihren
Potenzen entfaltet sich in Uranos, der ersten weltlichen Gottheit,
Uranos in die Uraniden, diese durch Kronos in die Kroniden, diese
durch Zeus in die Olympier (wobei die dritte Trias der Gaia-
geburten beiseite gelassen wurde).
Daran erkennen wir ein allgemeines Gesetz: die im S t u f e n -
b a u s p ä t e r e n G o t t h e i t e n s i n d W e i t e r e n t f a 1 -
t u n g e n d e r f r ü h e r e n . Wir können diese Erscheinung im
ganzheitlichen Sinn auch das G e s e t z d e s i m H e r a b s t e i -
g e n s i c h k o n k r e t i s i e r e n d e n S t u f e n w e r t e s d e r
G ö t t e r nennen und es auch wie folgt formulieren:
D i e s e l b e G o t t h e i t e n t f a l t e t s i c h a u s d e r v o r -
w e l t l i c h e n i n d i e w e l t l i c h e S e i n s s t u f e u n d a u f
d i e s e r v o m a l l g e m e i n e n i n d a s b e s o n d e r e i r d i -
s c h e S e i n . Infolgedessen erscheinen auf den niederen Stufen
(im irdischen Sein) dieselben göttlichen Mächte wieder, aber irdisch
entfaltet, irdisch konkretisiert. Dies begegnet ja in allen Mytho-
logien. Der indische Agni ist himmlisches Feuer auf irdisch-orga-
nischer und geistiger Stufe. Und von den Ägyptern sagt Plutarch
1
,
sie hätten einen dreifachen Eros angenommen: einen irdischen
1
Plutarch: Amatorius, cap. 19.