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Religionsgeschichte ist demnach näher bestimmt:
1.
Die Geschichte der grundlegenden O f f e n b a r u n g e n . Diese ist wesent-
lich Geschichte der Religionsstiftungen in ihren letzten Eingebungen und Grund-
erlebnissen, ferner Geschichte der großen religiösen R e f o r m a t i o n e n und
zwar ebenfalls wesentlich in ihren Eingebungen, Elementen (um alles davon erst
Ausgehende, Bewegliche und Veränderliche davon zu trennen).
/
Die Offenbarungen gehören der Mystik an. Damit ist die Religionsgeschichte
vor allem:
2.
Geschichte der M y s t i k , als Quelle stets erneuerter Eingebung, erneuerter
Gotteserfahrung, die sich aber im Rahmen der schon gegebenen Religion hält,
damit als Quelle neuer, lebendiger Frömmigkeit und daraus folgender F r ö m -
m i g k e i t s r i c h t u n g e n : ferner im besonderen als Quelle der aus jeder
Mystik erwachsenden religiösen K a t e g o r i e n , besonders aber der Gottver-
wandtschaft, der Gottesliebe und Nächstenliebe sowie aller sittlichen Gesinnun-
gen, die zu tätigen Lebensmächten werden, endlich und vor allem auch des
Unsterblichkeitsglaubens, denn dessen wesentlicher Ursprung liegt in der mysti-
schen Erfahrung (Frömmigkeits- und Dogmengeschichte). — Weiterhin ist alle
Religionsgeschichte
3.
Geschichte der M a g i e , als der eigentlichen Quelle des Polytheismus und
Dämonismus mit seinen überreichen Mythen, sowie als der Quelle des oft so
mannigfaltigen, ja paradoxen religiösen Kultus und Brauchtums, wie überhaupt
aller Dienste und Verehrungsweisen, ferner nochmals des Unsterblichkeitsglau-
bens insofern, als er mit Spuk- und Geistererfahrungen zusammenhängt. — End-
lich ist Religionsgeschichte
4.
innerhalb von 1 bis 3 zugleich die G e s c h i c h t e d e r E n t a r t u n -
g e n , sei es Mystik, Magie oder anderen Gebieten, mit ihren Unvollkommen-
heitsformen
1
.
Unter „1“ fallen die als Ganze gestifteten Religionen: die Zendreligion, der
Taoismus und Konfuzianismus, der Buddhismus, der Islam und das Christentum
sowie die großen R e f o r m a t i o n e n , wie sie unter anderem in der Begrün-
dung der verschiedenen Richtungen des Buddhismus und des Islams (Sufismus)
vorliegen. Unter „2 bis 4“ fällt die Darstellung aller polytheistischen Religionen
und Naturreligionen sowie ihrer Entartungen (4). Unter „2 bis 4“ fällt auch die
Darstellung der geschichtlichen Gestaltung und Wirksamkeit der Religion als
einer alles durchdringenden L e b e n s m a c h t .
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1
Worüber unten mehr.