Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7225 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7225 / 9133 Next Page
Page Background

[274/275]

303

sind keine Götter, sondern Abstrakta, Eigen- / schaften Gottes).

Eine ähnliche Richtung nimmt die Stiftung B u d d h a s , insofern

sie schließlich die gesamte Götterwelt als vergänglich oder als Schein-

welt erklärt, ein; desgleichen die monotheistische Richtung des

L a o t s e u n d K u n g f u t s e , ferner des j ü d i s c h e n P r o p h e -

t e n t u m s , ebenso jene M o h a m m e d s , obzwar diese sich vom

Judentum und Christentum herleitet. Endlich wäre auch die O r -

p h i k, wohl nicht mit Unrecht im Altertum für älter als der

troische Krieg gehalten, hierherzuzählen, und überhaupt j e d e

e c h t m y s t i s c h e B e w e g u n g , insbesondere in den altindi-

schen U p a n i s c h a d e n u n d i m Y o g a

1

. Denn wahre Mystik

schlägt schon ihrem reinen Wesen nach eine monotheistische Rich-

tung ein. Darum sind auch P y t h a g o r a s u n d P l a t o n hier

immerhin noch zu nennen.

Soweit wir demnach die Religionsgeschichte kennen, sehen wir

die großen Erweckungen und die in ihnen durch Eingebung sich

vollziehenden Offenbarungen dazu bestimmt, die von Magie ver-

wüsteten Religionen zu reinigen, sie vom Polydämonismus wieder

den mystischen Urwahrheiten, damit aber dem Monotheismus,

näher zu bringen und eine höhere Sittlichkeit zu begründen. Boten

sich uns von Echnaton und Zarathustra angefangen alle großen

Religionsstifter bis zu den philosophischen Gestalten der indischen

Geheimlehren und Yogaschulen, Pythagoras und Platon als Kron-

zeugen dafür an, so lehren sie zugleich, wie diese Offenbarungen

in ihrer relativen Gleichheit doch je nach den Kulturen geschichtlich

verschieden wirken mußten.

Das T r a n s z e n d e n t e w i r k t a l s O f f e n b a r u n g i n

d i e G e s c h i c h t e h e r e i n , es bedient sich aber dabei des

natürlich und geschichtlich Gegebenen im Völkerleben, der gege-

benen Kultur und Natur. Die Gottheit schont ihre geistige und

natürliche Schöpfung. Sie zerstört sie nicht, sie lenkt sie.

Trotz dieser Einsichten bleibt ein unaufgelöster Rest zurück.

Jede echte Religionsstiftung ist ein Mysterium, transzendent ver-

wurzelt und hoch zu verehren. Die bedeutenden Unterschiede im

Wahrheitsgehalt und Wert der Religionen sind darum jedoch nicht

zu verkennen.

1

Siehe oben S. 76 f.