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daß nicht der Begriff, sondern Urteil oder Schluß den Vorrang
hätten.
Darüber hinaus gibt es noch manches Fragliche in der Lehre vom
Begriffe, das aber unseres Erachtens durch die ganzheitliche Katego-
rienlehre geklärt werden kann.
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I. Begriffe entstehen nicht aus Vorstellungen
Wir hatten die empiristische Ansicht, daß Begriffe aus Vorstellun-
gen, diese wieder aus Sinnesempfindungen entstünden, wiederholt
zurückzuweisen. Als Folge dieser Meinung zeigte sich ebenfalls
schon, daß aus anschaulichen Vorstellungen, aus Einzelvorstellungen
angeblich
„ A l l g e m e i n v o r s t e l l u n g e n “
entstünden,
welche durch „Denkökonomie“ oder ähnliche Auswahlkräfte aus
der unendlichen Menge von — assoziierten — Vorstellungen gebil-
det würden. Diese „Allgemeinvorstellungen“ sollen angeblich den
Begriff darstellen.
Diese Lehre verlor bereits stark an Boden, hat aber heimlich
doch noch eine größere Bedeutung, als man zugibt. Schon darum ist
eine ausführliche Prüfung hier nötig!
Am einfachsten nehmen wir zur Probe auf die Wahrheit ein be-
liebiges Beispiel einer Begriffsbestimmung vor, und zwar, um den
Empiristen entgegenzukommen, aus einem anschaulichen Gebiete,
etwa den Begriff der Wirbeltiere. Die Zoologie kennzeichnet diese
durch ein gegliedertes Achsenskelett mit Wirbelsäule oder Saite
(chorda), bilaterale Symmetrie, zwei Paar Gliedmaßen; sie treten
als Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere auf.
Inwiefern bildet hier „die Verbindung anschaulicher Vorstellun-
gen“ den Begriff? „Achsenskelett“, „bilaterale Symmetrie“ e n t -
s t a m m t zwar anschaulichen Vorstellungen, ist aber als für alle
gültiges Merkmal unmöglich anschaulich vorstellbar! Soll z. B. das
Ach- / senskelett und seine bilaterale Symmetrie eines bestimmten
Schafes oder eines bestimmten Fisches vorgestellt werden? — keines
von beiden! V i e l m e h r s i n d d i e s e u n d a l l e a n d e r e n
M e r k m a l e n i c h t i n i h r e r A n s c h a u l i c h k e i t , s o n -
d e r n a u s s c h l i e ß l i c h i n i h r e r B e g r i f f l i c h k e i t
f ü r d e n B e g r i f f v o n B e d e u t u n g . Die angegebenen
Merkmale werden nämlich vom Zoologen durchaus nur als Or-