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[93/94/95]

Dagegen hatten H e g e l und seine Schule — so J o h a n n E d u a r d E r d -

m a n n , K u n o F i s c h e r , K a r l R o s e n k r a n z — Begriff und Vorstel-

lung längst richtig getrennt.

/

II. Von der Eingebung zum Begriffe

A .

Ü b e r s i c h t

In der früher entwickelten Lehre vom Wesen und den Taten des

denkenden Geistes ist bereits die Wesensbestimmung des Begriffes

enthalten. Der Begriff ist die Zerlegung des in der Eingebung er-

langten Gesamtgegenstandes in Teilgegenstände, welche von jeher

Merkmale genannt werden. In dieser Begriffsbestimmung liegt:

1.

Der Eingebungsinhalt wird erst durch Denken v e r g e g e n -

s t ä n d l i c h t (nicht gestaltet wie in der Kunst) und erst dadurch

ein Gesamtgegenstand, dessen Inhalt zerlegt werden kann.

2.

Indem der Begriff durch Eingebung entsteht, wird er aus dem

Vollzuge der Einheit des Denkens und Seins geboren.

3.

Wird er aus der Einheit von Denken und Sein geboren, dann

hat er in seiner Wurzel, in seiner Eingebungsgrundlage Unmittel-

barkeit, W a h r h e i t an sich; I r r t u m kann erst in der Auf-

fassung des Eingebungsinhaltes und in dessen Zergliederung, dem

fortschreitenden Denken entstehen.

4.

Die Entwicklung des Begriffs beruht auf Zergliederung, Zer-

legung, also auf A n a 1 y s i s ; in diesem Sinne ist der Begriff seinem

ursprünglichen Wesen nach analytisch, nicht synthetisch.

/

5.

Jeder Eingebungsinhalt und daher jeder daraus hervorgehende

Gesamtgegenstand steht mit allen anderen Eingebungsinhalten und

Gegenständen in ganzheitlichem Zusammenhange. Demgemäß ist

jeder Begriff durch den Grundsatz der Mitgedachtheit bestimmt.

6.

Jeder Gesamtgegenstand muß mit seinen Teilgegenständen

(Merkmalen) dennoch unter wechselnder Betrachtung der Gliede-

rungszusammenhänge in seiner D a s s e l b i g k e i t festgehalten

werden, wodurch der Begriff dem Grundsatze der Einerleiheit un-

terliegt (welcher wieder Selbfremdheit zugrunde liegt).

7.

Sowohl die Eingebung wie das fortschreitend-zerlegende Den-

ken stehen unter der Bedingung, durch Sinnesempfindung und (dar-

aus entsprungener) Vorstellung vermittelt zu werden; die unmittel-