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bare Bedingung der Eingebung aber ist die S a m m l u n g oder
Versenkung (Konzentration), welche allerdings auch bei Sinnes-
empfindung und Vorstellung nicht völlig fehlen kann.
Nach dem früher Entwickelten sind die meisten dieser Punkte
klar und ihre neuerliche Erörterung würde nur zu Wiederholungen
führen. Einiges aber bedarf weiterer Untersuchung, der wir uns
nunmehr zuwenden.
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B .
Die T e i l v e r g e g e n s t ä n d l i c h u n g a l s U n t e r -
s c h e i d e n , V e r g l e i c h e n , V e r m i t t e l b a r e n
Der Begriff nimmt seinen Weg von der Eingebung aus. Daher
gibt es Phasen, Stufen der Begriffsbildung. Wir unterschieden sie
bereits in anderem Zusammenhange, und zwar: Erstens als die Be-
griffsgrundlage; sie ist in dem durch die Eingebung Erfaßten gege-
ben. Wir können sie auch als U r b e g r i f f bezeichnen. Zweitens
als den entfalteten Begriff. Er entsteht aus dem Urbegriffe durch
fortschreitende Zergliederung. Was ist aber diese „Zergliederung“?
Es ist wichtig, das gründlich zu untersuchen. Alle Denkaufgaben des
Begriffes lassen sich von hier aus organisch ableiten und verstehen.
Die erste Erfassung des in der Eingebung Enthaltenen ist noch
eine halbekstatische Gesamtvergegenständlichung des geistig Er-
schauten. Der Fortgang des Denkens ist aber nur zu begreifen, wenn
man ihn als eine Fortsetzung eben dieses Vorganges festhält. Wir
bezeichnen ihn als Teilvergegenständlichung, Zerlegung.
In dieser Teilvergegenständlichung ist vor allem das eingeschlos-
sen, was man als V e r g l e i c h e n u n d U n t e r s c h e i d e n in
der Begriffsbildung immer wieder hervorhob, ohne die damit ge-
stellte Denkaufgabe jedoch lösen zu können.
Was ist Vergleichen und Unterscheiden? Sind es abgeleitete oder
ursprüngliche Vorgänge der Begriffsbildung?
Verstehen wir die Begriffsbildung als Teilvergegen- / ständlichung
eines Gesamtgegenstandes, dann erweist sich das Vergleichen nicht
als ursprünglicher, sondern als abgeleiteter Denkvorgang. Denn die
Teilvergegenständlichung setzt schon einen Gesamtgegenstand vor-
aus. Wie wäre auch das Vergleichen anders möglich als dadurch, daß
stets eine V e r g l e i c h s g r u n d l a g e zugegen sei? Diese Ver-
gleichsgrundlage ist der jeweils höhere Gesamtgegenstand gegenüber