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Hieraus folgt die Einheit der Verfahren, gegründet in der Einheit

des Denkens: das Denken ist ganzheitlich, das wahre Verfahren ist

das ganzheitliche, alle unganzheitlichen Verfahren sind als G r e n z -

f ä l l e des ganzheitlichen zu betrachten.

4. Die Unterscheidung von Eingebung und verarbeitender Be-

griffsbildung gibt erstmals die Grundlage für eine ausübende An-

l e i t u n g z u w i s s e n s c h a f t l i c h e r / F o r s c h u n g s -

a r b e i t an die Hand: Die Bereicherung des Forschenden mit Er-

fahrung und Kenntnissen jeder Art; die tiefste innere Sammlung

(Konzentration) des Geistes zur Herbeiführung der Eingebung oder

des Nachempfindens der fremden Eingebungen; endlich die Ver-

arbeitung des in der Eingebung oder im Nacherleben der Eingebung

Empfangenen — das sind die aus dem Wesen des logischen Denkens

sich von selbst ergebenden H a l t e s t e l l e n der Forscher- und

Denkerarbeit aller Wissenschaften und aller Aufgaben des Lebens.

Hiermit lenkt die Logikwissenschaft, ohne ihr Gebiet zu verlassen

und ihre Wissenschaftlichkeit zu verleugnen, in das praktische Leben

und sogar die Sittenlehre ein. Denn die Lehre von der Ausgliede-

rungsordnung des Denkens ist zugleich die Lehre von der Vollkom-

menheit des Denkens und Forschens.

Nach diesem Überblicke, der den steten und innigen Zusammen-

hang der Begriffs-, Urteils- und Schlußlehre mit der Verfahrenlehre

zeigte, wenden wir uns den Hauptfragen der Verfahrenlehre zu. /

I. Frage, Denkaufgabe, Irrtum

A. L e h r b e g r i f f d e r F r a g e u n d D e n k a u f g a b e

( D i e F r a g e a l s d a s R i c h t u n g g e b e n d e d e s D e n k e n s )

Sieht man näher zu, so findet man alles höhere Denken durch die

Fähigkeit zu fragen ausgezeichnet. Nicht zu fragen, sich keine Denk-

aufgabe zu stellen, ist dem Stumpfsinne eigen. Daher Kinder schon

fragen, während das Tier sich nicht zur Frage aufschwingt.

Was geht in uns vor, wenn wir fragen, was ist das Wesen der

Frage? Man wird in den Handbüchern der Logik vergebens nach

einer Wesenserklärung der Frage oder der Denkaufgabe (Problem),

die daraus hervorgeht, suchen, sowie überhaupt des Suchens, An-

nehmens, Vermutens, Forschens. Wenn z. B. die Frage als ein „gel-

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