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nach seinen Ausgliederungserfordernissen, und zwar die richtige
Frage in ebenbildlicher, die unrichtige in nicht ebenbildlicher Weiter-
verfolgung des Zusammenhanges, zuletzt des Gesamtinhaltes der
Eingebung.
Voraussetzung einer Frage ist daher immer, daß Ausgliederungs-
erfordernisse festgestellt, etwas Fehlendes erkannt, das heißt aber,
eine vorhandene Ausgliederung in ihrem Sinngehalte e b e n b i 1 d -
l i e h w e i t e r v e r f o l g t w e r d e , welche Weiterverfolgung
(durch Rückkehr zur Eingebungsgrundlage des Begriffs) Lücken und
Mängel in der gegebenen Ausgliederung feststellt, also auf Ausglie-
derungserfordernisse, die noch unbekannt sind, stößt! „Wo liegt der
Hund begraben? — das Ausgliederungserfordernis eines Ortes ist
bekannt, aber die nähere Bestimmung, das Wo, noch unbekannt.
„Wie werden die Marktpreise bestimmt? Durch die Mengen von
Angebot und Nachfrage?“ — das stimmt mit der Erfahrung nie ge-
nau, manchmal gar nicht überein. Das Ausgliederungserfordernis
einer Preisbestimmung ist also bekannt, aber wie erfolgt sie? Das ist
noch unbekannt. — „Wie wird die Be- / wegung des Mondes be-
stimmt?“ — das Ausgliederungserfordernis einer Bestimmtheit der
Bewegung ist vom freien Falle und von den Keplerischen Gesetzen
her bekannt, aber wie sieht diese Bestimmtheit aus? Sollte sie viel-
leicht dieselbe sein wie beim freien Falle? So fragte Newton. — Auch
wenn ein Kind fragt, tut es dies von schon erkannten Zusammen-
hängen aus, es stellt in ihnen also Ausgliederungserfordernisse fest,
die es näher bestimmt haben will.
Diese Beispiele lehren auch, daß eine E i n t e i l u n g der Fragen
keine weitere logische Bedeutung hätte und nur überflüssige Gelehr-
samkeit wäre. Denn welcher Art die Ausgliederungserfordernisse,
auf welche die Frage hinweist, auch seien, für die Frage ist das gleich-
gültig.
Begreift man die Frage aus den Ausgliederungserfordernissen, dann
versteht man auch, daß e r s t d u r c h d i e r i c h t i g e F r a g e -
s t e l l u n g dem Denken die richtigen A u f g a b e n , der For-
schung die wahre, fruchtbare R i c h t u n g gewiesen werden!
Umgekehrt versteht man daraus auch die Unfruchtbarkeit und
die nur relative Fruchtbarkeit der falschen Fragestellung, der falschen
Forschungsrichtung, falschen Denkaufgabe, welche unleugbar die
Wissenschaftsgeschichte wie die innere Geschichte jedes einzelnen