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B. P e r s ö n l i c h e B e m e r k u n g e n E c k e h a r t s ü b e r
d i e A u f n a h m e s e i n e r L e h r e
Diese Äußerungen nehmen je nach den Umständen eine ver-
schiedene Farbe an, immer aber sind sie von unbedingter Sicherheit
und Überlegenheit und lassen uns in des Meisters großes Herz
blicken.
„Nû wundert mich von etlîchen pfaffen, die wol gelêret sint unde grôzc
pfaffen sîn wellent, daz sie sich also schiere lâzent genüegen unde lâzent sich be-
toeren ... sprechent alsô, er habe uns geoffenbâret ûf dem wege als vil uns nôt-
dürftic wêre zuo unser sêlikeit. Daz halt ich niht, wan ez enist kein wârheit.“
1
„Und etliche pfaffen die verstênt des niht, daz etwaz sî, daz gote also sippe
ist und also ein ist“
2
[mit Gott, das Fünklein],
„Unt daz ist alliu mîn clage, daz grobe liute, die gotes geistes îtel s i n t . . . .
wellent urteilen daz sie hoerent oder lesent in der
Schrift,
diu gesprochen unt
geschriben ist von dem unt in dem heiligen geiste, unde gedenkent niht, daz
geschriben ist: daz unmüglich ist bî den liuten, daz ist müglich bî gote unt
ouch gemeinlich und nâtiurlich. Daz unmüglich ist der undern nâtûre, daz ist
gewonlich unt nâtiurlich der obren nätüre.“
3
„Waz mac ich, ob ieman daz niht verstât?“
4
Eine Redensart, die auch in der Rechtfertigungsschrift unter Be-
rufung auf Augustinus öfter vorkommt
5
.
Ferner:
„Mir benüeget, daz in mir unt in gote wär sî daz ich spriche unt schrîbe.“
6
1
Pf. 233, 28: Nun wundert’s mich bei manchen Pfaffen, die recht gelehrt und
große Pfaffen sein wollen, daß sie sich’s so schnell genügen lassen und sich
betören lassen.. . und sagen: er (Gott) habe uns geoffenbart, soviel uns ,auf dem
Wege' not tut zu unserer ewigen Seligkeit. Ich halte nicht dafür, daß es so zu
verstehen sei, denn es ist keine Wahrheit.
2
Pf. 234, 37: Manche Pfaffen aber verstehen das nicht, daß es etwas geben
soll, was Gott so verwandt und so eins ist (so inne ist).
3
Pf. 437, 6: Und dies ist immerfort und meine ganze Klage, daß grobsinnige
Leute, die Gottes Geistes bar sind . . . , beurteilen wollen, was sie hören oder
lesen in der Schrift, die gesprochen und geschrieben ist vom und im Heiligen
Geiste, und nicht bedenken, daß geschrieben steht: Das Menschen Unmögliche ist
möglich bei Gott. Und [es gilt] auch gemeinhin und [im] natürlichen [Bereiche],
Was der untern Natur unmöglich ist, das ist der obern Natur gewohnt und
naturgemäß.
4
Pf. 447, 29: Was kann ich dafür, wenn jemand das nicht versteht?
5
Z. B. Otto Karrer und Herma Piesch: Meister Eckeharts Rechtfertigungs-
schrift vom Jahre 1326, Einleitungen, Übersetzungen und Anmerkungen, Erfurt
1927, S. 101.
0
Pf. 447, 32: Mir genügt’s, daß in mir und in Gott wahr sei, was ich spreche
und schreibe.