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kommt man zur Überzeugung, daß Eckehart in keinem Punkte den Glaubens-
sätzen der Kirche entgegen war; daher denn auch kein Grund vorliegt, den
Traktat I für unecht zu erklären. Eckehart faßte wohl manches anders als her-
kömmlich, war aber überzeugt, damit den Rahmen des kirchlich Zulässigen kei-
neswegs zu überschreiten. Das beweist auch seine Rechtfertigungsschrift.
Nehmen wir etwa aus: Schwester Kathrei, den sogenannten Liber positionum,
Predigt 76, 2. Teil, ferner Teile anderer Predigten (die Abschreiber stellten sich
nicht nur aus mehreren Predigten Eckeharts, sondern auch aus Predigten an-
derer Mystiker Auszüge zusammen), endlich Teile einiger, von Pfeiffer soge-
nannter Traktate — so können wir sagen, daß fast alles übrige e c h t sei!
Denifle bezeichnete z. B. Traktat XVIII bei Pfeiffer, die sogenannte Glosse über
das Johannesevangelium, als korrumpierte Übersetzung aus dem lateinischen
Johanneskommentare Eckeharts. In Wahrheit ist es im ersten Teile eine selb-
ständige, wertvolle Arbeit; die späteren Teile sind allerdings durch Klitterungen
entstellt oder entwertet.
Im ganzen ist das Werk Pfeiffers das bewunderungswürdige Er-
gebnis einer hingebungsvollen und vor allem verständnisinnigen
Sammelarbeit eines ganzen Lebens!
B. A u s g a b e n
Bald nach dem Erscheinen der Ausgabe Pfeiffers setzte eine For-
schertätigkeit ein. Viel Neues kam zutage.
Wir heben im folgenden nur das Wichtigste hervor (nach der
Zeitfolge geordnet):
E d u a r d S i e v e r s : Predigten von Meister Eckehart, in:
Zeitschrift für deutsches Altertum, Bd 15, Berlin 1872.
W i l h e l m W a c k e r n a g e l : Altdeutsche Predigten und
Gebete, aus Handschriften, Basel 1876 (enthält einige neue Stücke
Eckeharts, viele von anderen deutschen Mystikern).
H e i n r i c h D e n i f l e : Meister Eckeharts lateinische Schrif-
ten und die Grundanschauung seiner Lehre (von Denifle 1880 in der
Erfurter Bücherei des Nikolaus Kusanus neu entdeckt!), in: Archiv
für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters, herausgegeben
von Heinrich Denifle und Franz Ehrle, Bd II, 1886, S. 417. Dazu
als Beilage Bd I, 1886: Acten zum Prozesse Meister Eckeharts.
F r a n z J o s t e s : Meister Eckehart und seine Jünger. Un-
gedruckte Texte zur Geschichte der deutschen Mystik, Freiburg in
der Schweiz 1895 (= Collectanea Friburgensia, fasc. IV). Jostes
schöpfte aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts der Nürnberger
Stadtbibliothek.