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D i e t r i c h v o n F r e i b e r g (um 1300), der ebenfalls Domini-
kaner war
1
.
Eckeharts Lehre wurde nach seinem Tode zunächst durch seine
persönlichen Schüler J o h a n n e s T a u l e r (f 1361) und H e i n -
r i c h S e u s e (Suso, f 1365) fortgesetzt; ferner durch den nieder-
ländischen Mystiker Jan R u y s b r o e c k (1293—1381) und den
unbekannten Verfasser der „Deutschen Theologie“, einen Deutsch-
ordensherrn in Frankfurt am Main; später durch den Kardinal
N i c o l a u s C u s a n u s (das heißt von Kues am linken Mosel-
ufer, 1401—1464), dessen Sammlung Eckehartischer Schriften in
Kues (Kueser Kodex
2
) heute die wichtigste Quelle der lateinischen
Schriften des Meisters darstellt.
Die Kette der deutschen und eckehartischen Mystik riß niemals
ganz ab. Die Namen S e b a s t i a n F r a n c k (1499—1543),
V a l e n t i n W e i g e l (1533—1588) und J a k o b B ö h m e
(1575—1624) sind in der Geschichte der Philosophie bekannt. Man
kann ihnen allerdings nur mittelbar Eckehartisches Geistesgut zu-
schreiben (zum Teil sind sie auch Theosophen, was Eckehart nicht
ist). Dagegen ist A n g e l u s S i l e s i u s (1624—1677) in seinem
wunderbaren Werke „Der Cherubinische Wandersmann“ (in vielen
Ausgaben immer wieder neu aufgelegt) durchaus als Bearbeiter
Eckehartischer Gedanken zu bezeichnen — ein überraschender Be-
weis dafür, daß Eckehart zu einer Zeit, wo er völlig untergegangen
zu sein scheint, doch noch lebendig war!
Endlich kommt die Zeit der deutschen R o m a n t i k und der
deutschen idealistischen Philosophie von F i c h t e , S c h e l l i n g ,
H e g e l u n d B a a d e r , in welcher die Mystik wieder Wurzel
schlägt; in der Dichtkunst namentlich durch N o v a l i s . Da wird
außer Jakob Böhme auch Meister Eckehart wieder neu erweckt.
1
Vgl. Engelbert Krebs: Meister Dietrich (Theodoricus Teutonicus de Vriberg).
Sein Leben, seine Werke, seine Wissenschaft, Münster 1906; ferner Matthias
Baumgartner, in: Friedrich Überweg: Grundriß der Geschichte der Philosophie,
10. Aufl., Berlin 1915, Bd II, S. 548 und 556 ff.
2
Franz Anton Scharpf: Des Cardinais und Bischofs Nicolaus von Cusa
wichtigste Schriften in deutscher Übersetzung, Freiburg i. Breisgau 1862.
Nicolaus von Cusa: Vom Wissen des Nichtwissens, deutsch von Alexander
Schmid, Hellerau 1919.