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Dieses tief ernste, unmittelbarste Bekenntnis Mozarts beweist

nicht nur einen großen philosophischen Geist; es beweist allgemein,

daß er gewohnt war, zum letzten befassenden Grunde des Lebens

zu streben, in das Heilige einzudringen und dessen erlöste Freudig-

keit in das Leben herüberzuretten.

In seiner späteren Zeit begegnen wir einer ähnlichen Einstellung

Schillers. Er erklärt geradezu die metaphysische Natur der Freude

in dem Gedicht „Das Glück“:

Auf dem geschäftigen Markt, da führte Themis die Waage,

Aber die Freude ruft nur ein Gott auf sterbliche Wangen,

Wo kein Wunder geschieht, ist kein Beglückter zu sehn.

Eine ähnliche innere Erkenntnis zeigt der von Schubert vertonte

„Dithyrambus“ Schillers: „Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die

Götter, nimmer allein ...“, in welchem höhere Freude und Begei-

sterung als ein Werk aller Götter zusammen gefeiert wird; und

in grandioser Dramatik der geniale Schluß der „Jungfrau von Or-

leans“.

Das glänzendste Beispiel bildet aber Schillers „Lied an die

Freude“, welches in der Dichtung der ganzen Welt nicht seinesglei-

chen hat und überall lautere Wahrheit ausspricht.

Auch T i e c k s Erzählung „Des Lebens Überfluß“ und

E i c h e n d o r f f s „Taugenichts“ feiern nicht die gewöhnliche,

angenehm-sinnliche Lustigkeit, welche von der Plattheit nicht los-

kommt. Es handelt sich vielmehr um ein tief im Gemüte einge-

wurzeltes Bewußtsein der Geborgenheit, aus der die Freude bricht.

In „Des Lebens Überfluß“ ist es die Liebe, im „Taugenichts“ die

unverletzbare Naturverbundenheit, in deren Bereich sich alles hält.

So ist auch das Bewußtsein der Geborgenheit in G o e t h e s

„Iphigenie“ zu verstehen, auf deren Grunde eine erhabene Ruhe

und Heiterkeit wohnt. Überall finden wir bei Goethe die kosmische

Rechtfertigung des Leidens, welche zuletzt als höhere Freudigkeit

hervortritt. Die Himmelsszene des „Faust“ ist in Wahrheit in allen

seinen Werken auf irgendeine Art zu sehen.

über eine Art von übermütiger Einfachheit und Unmittelbarkeit vieler anderer

Briefe Mozarts wundern! Mozart schuf und arbeitete fast jede Stunde seines

Lebens und konnte im allgemeinen Briefe nur schreiben, indem er sich von seinen

ungeheuren Anstrengungen zugleich zu erholen suchte und daher gleichsam auf

das Anfängliche, Kindliche seines Wesens zurückging. Mußte es aber sein, so

sammelte er sich, und seine Briefe offenbaren höchste Weisheit.