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196

IV.

Erhabene Ruhe und Freudigkeit

Zeugnisse gesicherter

k b d h i

Da jedes echte Kunstwerk aus Eingebung stammt, Eingebung aber

nur durch Sammlung, Versenkung, erreicht wird; da ferner

Sammlung und Versenkung nichts anderes als Erscheinungsformen

der Rückverbundenheit sind, so erweist sich sowohl von der Seite

der Eingebung wie der Rückverbundenheit her das Schöne als ein

Spiegel v e r t i e f t e r R u h e , welche in einer höheren Seins-

ebene wurzelt.

Die in der Eingebung in uns erweckte höhere Welt beruht aber

nicht nur unzerstörbar durch die Erschütterungen der irdischen

Welt in sich selbst; mehr, sie erweist eben diese Unerschütterlich-

keit und Geborgenheit durch eine h ö h e r e F r e u d i g k e i t ,

eine himmlische Heiterkeit.

Unverletzliches In-sich-Beruhen und gehobene Freudigkeit sind

demnach zwei Seiten einer und derselben Grunderscheinung und

beide Künder der Rückverbundenheit.

A. R u h e

Aus der Rückverbundenheit des Schönen mit ihrer tief wurzeln-

den Ruhe erkennen wir erst ganz den tiefen Sinn der „ s t i l l e n

G r o ß e“, welche Winckelmann aus innerer Schau mit bewunderns-

werter Sicherheit als Merkzeichen der hohen griechischen und damit

jeder hohen Kunst erklärte. Wir verstehen daraus aber auch das

zweite Merkmal, das er angab, die „ e d l e E i n f a lt“, welche wir

als Folgeerscheinung der „stillen Größe“ erkennen.

Winckelmann entnahm diese Merkmale vornehmlich der griechi-

schen Plastik, sie gelten aber im Grunde für alle hohe Kunst der

ganzen Welt.

Die gesammelte Ruhe auf dem Grunde des Schönen macht das

Schöne groß, weil sie das Übersinnliche als ihre letzte Quelle ahnen

läßt.

Die größten Werke der griechischen Plastik, man denke nur an

den Diadumenos des Polyklet oder ein Werk des Myron oder des

Praxiteles, ebenso aber auch des griechischen Epos oder der griechi-