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Das menschliche Leben bedarf des Maßstabes der Ewigkeit.
Jede Lebensauffassung, die nicht auf dem Bewußtsein der Un-
sterblichkeit gegründet ist, verneint zuletzt den Sinn des Lebens;
und sie entbehrt, wie Firdusi sagt:
„Den Lebensbalsam, der des Todes Wunden stillt,”
jenen Balsam, der den Schmerz lindert, wie er vor dem schlimmsten
Verderben bewahrt.
Die Frage nach der Unsterblichkeit ist eine Urfrage. Nur durch
Entscheidung der Urfragen kann das menschliche Dasein in seiner
Bestimmung erkannt werden.
Der Zerstreuer:
Du gehst von Postulaten aus, du forderst, statt zu forschen!
Jedoch, das Erste für den Forscher ist, sich durch Postulate nicht
selbst zu betrügen. Mag er daher auch, rein menschlich, nämlich
außerhalb der Wissenschaft, eine dunkle Hoffnung hegen, ja diese
nach Kantischer Art als „Postulat” betrachten — du wirst mir zu-
geben müssen, rein wissenschaftlich gesehen steht es anders. Die
Natur kümmert sich in ihrer unabänderlichen Gesetzlichkeit nicht
um die Wünsche oder „Postulate” der Menschen.
Doch laß uns von diesen allzu allgemeinen, unexakten Erwägun-
gen zu einer strengeren Beweisführung übergehen. Mein Zeuge ist
unbestechlich: die Erfahrung, die wissenschaftliche Feststellung der
Tatsachen!
Die Naturwissenschaft räumte wie mit so vielen Illusionen auch
mit dem Glauben an die Unsterblichkeit des Menschen auf. Hier
hast du den zwingenden, weil auf Empirie gegründeten Gedanken-
gang: All die Forschungen der Jahrhunderte seit Galilei und Newton
ergaben, daß nicht nur die äußere Natur unabänderlichen Gesetzen
unterliege, sondern auch der Mensch selbst; der demnach schlecht-
hin als Naturwesen aufgefaßt werden muß. Wie sollte auch gerade
er allein aus der Kette der natürlichen Ursachen und Wirkungen
herausfallen ?
Diese einfache Erkenntnis ist aber entscheidend. Denn macht
man Ernst damit, den Menschen als Naturwesen zu betrachten, dann
zeigt er sich von ebenso vergänglicher, hinfälliger Art wie alle an-
deren Naturerscheinungen. Es steht fest und ist unwiderleglich be-
wiesen, daß alles, was am Menschen als „Seele”, als „Geist” erscheint,
notwendig an das Stoffliche gebunden sei. Fällt diese Bedingung,
der menschliche Leib, weg, dann fällt auch das an die Bedingung