Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8505 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8505 / 9133 Next Page
Page Background

9

Geknüpfte weg, die seelisch-geistigen Erscheinungen. Das gilt, auch

wenn man sie nicht wie der platte Materialismus als Erzeugnis des

Leibes auffaßt. „Unsterblichkeit der Seele” ist also nach den Natur-

bedingungen des menschlichen Wesens unmöglich.

(Nebenbei: Besonderer gelehrter Hinweise, wie der sogenannten

„Aktualitätstheorie” in der Psychologie, wonach alle seelische Wirklich-

keit nur in den einzelnen seelischen Geschehnissen liege, die natür-

lich mit dem Tode aufhören, bedarf es gar nicht mehr.)

Der Sammler:

Ich möchte dir gerne auf diese Einwände antworten, zumal mit

den naturwissenschaftlichen Argumenten gegen die Unsterblichkeit

alle überhaupt möglichen Argumente mitgetroffen sind. Aber sage

mir zuvor: Sind sie nicht veraltet? Nimmt die heutige Naturwissen-

schaft nicht in Wahrheit schon einen anderen Standpunkt ein ? Strebt

sie noch durchgehends eine „Psychologie ohne Seele” an, welche

lediglich die einzelnen, die jeweils „aktuellen” seelischen Erschei-

nungen nach ihren „Naturgesetzen” untersuchen wollte, das heißt

ohne eine — sie mysteriös dünkende — „Einheit” oder „Seele”?

Ferner, sagt sie noch: „Der Mensch ist, was er ißt”, wie die alten

Materialisten? Sagt sie noch, wie diese, das Denken sei ein Ergebnis

der Gehirntätigkeit, ähnlich wie der Urin eine Absonderung der

Nieren; sagt sie noch, es sei eine Art von chemischer Erscheinung

oder von „Fluoreszenz”— sagt sie das alles noch, wie es die Natur-

forschung des 19. Jahrhunderts tat? Spricht sie noch wie ein Büchner,

Moleschott, Haeckel, die sich mit Stolz und Begeisterung Materia-

listen und Atheisten nannten? Manche meinen, daß die heutige

Naturwissenschaft anders denke, da die neueste Physik das alte,

einfache Atom auflöst, in einen Verband elektrischer Korpuskeln

verwandelt und an die Stelle der älteren Auffassung, die nur Druck

und Stoß starrer Teilchen kannte, eine elektromagnetische Ansicht

der Materie setzt.

Der Zerstreuer:

Du kannst mir getrost auf meine Beweisgründe antworten. Denn

was ich sagte, hängt nicht von einzelnen Schwankungen einzelner

Theorien, sondern von jener Natur- und Weltauffassung ab, jenem

Verfahren,

jenem

Erkenntnisideale,

das

die

Naturwissen-

schaften seit Galilei und Newton groß machte. Es ist das Ideal,

alles Geschehen der Welt nach seiner mengenhaft-ursächlichen

Bestimmtheit, das heißt zuletzt mathematisch zu erkennen, welches