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geprägte Mensch von heute, tut dies nur, weil ihm das Bewußtsein

des Geistigen im Menschen verblaßte und weil er darum den ganzen

Menschen im Bilde des Stofflichen sieht.

Die allgemeine Bildung ist seit Jahrhunderten naturwissenschaft-

lich geprägt, wie die sogenannte Aufklärung beweist. Und der ein-

fache Mensch des Volkes, der, wenn er überlegt, eine mechanistische

Weltansicht eigentlich ablehnt, ist dennoch davon so weit angesteckt,

daß er seine eigene Innerlichkeit nicht mehr stark genug als ein

selbständiges, überstoffliches, schöpferisches Zentrum empfindet,

sondern nach stofflich-dinglicher Art. Das ist ein nicht auszuden-

kendes Unheil.

Darum sage ich nochmals, die Einstellung, welche das Geistige

nach körperlicher Art auffaßt, ist keine bloß fachwissenschaftliche

Angelegenheit, so wenig, daß sie sich vielmehr als Gift der gesamten

modernen Kultur erweist.

Der Zerstreuer:

Du wirst kühn! Du sprichst von einem „Gift” bei all den großen

Erfolgen der Physik?

Der Sammler:

Sie sind solche der Physik, die wir dankbar anerkennen, aber

keineswegs der Geisteskultur! Eben diese Erfolge haben den Men-

schen allmählich zu der ihn innerlich aushöhlenden Denkgewohnheit

gebracht, das Geistige mit den Augen des Physikers zu betrachten.

Hier liegt der Grund- und Urschaden. Sagt das Gravitationsgesetz:

„le monde machine”, so liegt der grundfalsche Schluß: „l’homme

machine”, den die französische Aufklärung zog, nur allzu nahe.

Dies läßt uns nur zu gut verstehen, warum das Bewußtsein der

Würde des Menschen und damit auch das Unsterblichkeitsbe-

wußtsein in heutiger Zeit so geschwächt ist. Ich muß dabei

bleiben: die stoffliche Denkweise darf nicht der Ernst des Lebens

werden.

Ehe dieser Feind nicht besiegt ist, besitzest du dich selbst nicht.

Darum wiederhole ich es wieder und wieder. Das Erste ist, daß

der Mensch groß von sich denken lerne.

Das erreicht er nur, indem er sein Innerstes außerhalb des so-

genannten Naturmechanismus stellt und den Geist wieder in seinem

eigenen Lichte sieht; was nichts weniger heißt als: indem er etwas

von Übernatur in sich entdeckt.