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Der Zerstreuer:

Die grundsätzliche Trennung beider Ordnungen des Seins zeigt

sich mir nun immer mehr als unerläßlich, und ich fühle neue Kräfte

in mir aufbrechen, fühle mich gehoben und wie befreit durch diese

Erkenntnis.

Es kommt jetzt darauf an, die Folgen daraus zu ziehen! Da heißt

es aber behutsam sein und nicht über das Ziel schießen.

Wahrhaftig-

keit erstes Er-

fordernis des

Geisteswis-

senschaftlers

Der Sammler:

Geisteslehre ist strengste Analysis der Wirklichkeit. Nie mehr zu

sagen, als er wirklich weiß, muß dem Geisteswissenschaftler strengstes

Gesetz sein. Was er weiß, sagt ihm nur die Analysis geistiger Er-

fahrung. Der Naturforscher wird durch greifbare Tatsachen berich-

tigt, der Geisteswissenschaftler findet seine Tatsachen nicht greifbar

vor aller Augen liegen. Er muß sich erst in sie vertiefen, sie intuitiv

erfassen, verstehen — um sie überhaupt feststellen zu können. Darum

ist ihm höchste Wahrhaftigkeit, strengste Gewissenhaftigkeit nötig.

Er darf nicht wie ein schlechter Dichter willkürlich „idealisieren”.

Behutsamkeit also, wie du es nennst, fordert schon der Geist vom

Philosophen.

Es ist etwas Großes um den Geist. Selig, wer ihn ganz verstünde!

Rückblick

und weitere

Bestimmung

der Geistes-

ordnung

Beginnen wir, um behutsam und sicher weiterzugehen, nochmals

mit dem, was sich uns schon gemeinsam erschloß.

Indem wir zuerst auf das S innvo lle jedes geistigen Zusammen-

hanges stießen, wie es besonders klar beim Schlußfolgern durch

Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Schlusses zur Erscheinung kommt,

fanden wir darin zugleich eine ideelle Selbstbes timmung des

Gedankens beschlossen, indem nämlich das in sich Sinnvolle nur

durch sich und nicht durch Sinnfremdes (anderes) bestimmt werden

kann, also frei ist; indem wir ferner das Wunder, sich auf sich

selbst zu beziehen, betrachteten, auf dem es beruht, daß der Geist

si ch Gegenstand der Erkenntnis wird, erklärten wir das Se lbst-

bewußtsein, ohne das auch keine Ichheit oder Persönli chkei t

wäre.

Der Zerstreuer:

Erhabene Einsichten — mich dünkt nun, ein ganzer Himmel liege in

ihnen beschlossen! Erkläre nur noch weiter als bisher, was alles in

diesen Merkmalen beschlossen liegt.