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Der Mensch
ist sich
wechselseitig
Mitte
Wo Geist den Geist berührt, da ist gemeinsame Gliedschaft im
Ganzen; wo diese, da ist Bewußtsein der Einerleiheit von Geist
und Geist, Seele und Seele — die Liebe. Darum ist Liebe Hingabe
und Hingabe Liebe. Liebe enthüll t die Einhei t al ler Wesen.
Sie ist Zeugnis der Einerleiheit der Geister in ihrer Wurzel. So tiefe
Wurzeln hat die Liebe, sie leuchtet in Tiefen, welche der äußerlich-
stoffliche Naturablauf verhüllt.
Nun verstehen wir den Satz der altindischen Upanischaden, daß
das Höchste „Se in, Denken und Wonne” sei. Geistiges Sein
beruht auf Liebe (weil nur in Gezweiung möglich), Liebe ist Wonne.
Geist ist als Sein Denken und Wonne.
Der Zerstreuer:
Ein wunderbares Licht fällt hier auf die Tiefen des Geistes. Aber
in der Erfahrung . . .
Der Sammler:
... ist allerdings Haß und Schmerz dem Geiste auch zu eigen —
das bedeutet ebensoviel Verlust an reinem Wesen, Seinsverlust!
Aber weiter: Wo Geist an Geist wird, in Gezweiung und Liebe,
wird er nicht der bloßen Erscheinung inne, wie in der Sinnenwelt,
sondern des Ans i chs. Nicht Erscheinung, „Phainomenon”, sondern
das Ansich, „Noumenon”, ist der Gegenstand des Geistes im Be-
wußtsein geistiger Liebe! Die intelligible Welt ist ein Ineinander,
kein Außereinander. Das führt uns noch weiter.
In seiner Ichheit ist der Mensch sich selbst Mitte, in der Liebe,
als dem Gezweiungsbewußtsein, hat der Mensch wechselseitig seine
Mitte im andern.
Das Wunder des Geistes, sich selbst Mitte zu sein, im Selbst-
bewußtsein, wird nochmals überhöht durch das Wunder, dem an-
deren Mitte zu sein und zugleich seine eigene Mitte im andern
zu haben — in der Liebe. So wird die persönliche Selbstbezogenheit
durch das Einander-Mitte-Sein, durch gemeinsames Eins-Sein im
Ganzen noch übertroffen.
„Selbstsein durch Sein im andern” bezeichnet das Wesen der
Gezweiung, der Liebe, und ist ein Wunder über allen Wundern;
und ist die Weise des Menschen, schon hienieden in der Geister-
welt zu leben, einer Geisterwelt, die zwar die Naturwelt zur Vor-
aussetzung hat, indem alle Geistmenschen durch den Leib an sie
gebunden sind, sie aber himmelhoch überfliegt.