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Der Sammler:
Dasselbe, was er sich schon bei den biochemis chen Proze ssen
der Zelle und Organe denken muß. Denn woher kommt das, was
der Biologe die „Integration chemischer Reaktionen” oder gar die
„Regulierung biochemischer Prozesse” nennt, eine „Integration” und
„Regulierung”, in der wir nicht nur etwas unfaßbar „Komplexes”,
„Hochlabiles”, sondern auch Plan- und Sinnvolles vor uns sehen —
woher als von den seelisch-geistigen Quellgründen des Organismus! ?
In physikalischem Bilde kann man diese auch die „vitale Energie”
des Geistes nennen. Nur sie macht den gewaltigen Unterschied im
Chemismus der Leiche und des lebenden Organismus verständlich.
Schon vom biochemischen Prozesse ist es also klar, daß er auch
der „Anlage des Organismus” entstamme, daher die Bindung des
Geistes an den Organismus, und an das Gehirn im besonderen,
keine völlige sein könne.
Der Zerstreuer:
Trotzdem werden es dir die meisten Naturwissenschaftler bestrei-
ten. Sie werden dich z. B. an das Experiment Mossos erinnern,
wonach schon wenige Minuten nach der Abklemmung der Karoti-
den, welche dem Großhirn das sauerstoffhaltige Blut zuführen, Be-
wußtlosigkeit eintritt.
Der Sammler:
Und das soll gegen den Primat des Geistes vor dem Körper oder
gar gegen das Fortleben nach dem Tode ein Beweis sein? Nein,
auch jemand, dem du die Schreibfeder wegnimmst, kann nicht mehr
schreiben, aber er existiert noch — und hat den Primat vor der Schreib-
feder.
Für die Eindeutigkeit der Bindung an das Gehirn spricht weder
dein Chloroform- noch dein Karotidenexperiment; dagegen spricht
aber alles, was wir beim Parallelismus bedachten und, wie gesagt,
schon das Wesen des biochemischen Prozesses selbst.
Übrigens, du warst ja auch verwundet und hast wohl im Kranken-
hause erfahren, daß nach Kopfschüssen, wo die Gangliensubstanz des
Gehirns sozusagen löffelweise aus dem Kopfe floß, der Verletzte doch
das Bewußtsein behielt. Die Macht des Geistes gliche hier dem Werk-
manne nach dem Brande, der sich mit übriggebliebenen und im-
provisierten Werkzeugen zu helfen versteht: Die Anl age zu diesen
Werkzeugen ruht in ihm, nicht im Eisen.