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zuletzt in Gott, aufgehoben. Dem Wesen des Geistes gemäß, der
nur als Persönlichkeit existiert, kann aber dieses Aufgehobensein
kein Verschwimmen oder Verschmelzen im Ganzen bedeuten.
Das Befaßtsein oder die Rückverbundenheit des ausgegliederten
individuellen Geistes in überindividuellen geistigen Ganzheiten, zu-
letzt im Höchsten, verbürgt das Sein des Menschen in einer höhe-
ren Ebene, und zwar in der Gattung nicht nur, der Mensch-
heit, sondern in dem Höchsten, das auch die Gattung in sich befaßt,
in Gott.
Wenn ein Begriff zu überzeugen und das Herz zu bewegen vermag,
dann ist es der der Rückverbundenheit, ist man nur einmal in ihn
eingedrungen. Denn er zeigt uns unmittelbar ein Unvergängliches
im Menschen. Das Ewige braucht nicht erst erhofft zu werden, es
ist immer gegenwärtig in uns. Und unser Leben ist nun nicht nur
für das zukünftige da, es ist auch selbst etwa s !
Der Zerstreuer:
Soviel steht fest, daß ein rechter Beweis der Unsterblichkeit, in-
dem er den Ausblick auf ein künftiges Leben eröffnet, auch das
gegenwärtige in seinem Werte erhöht.
Der Sammler:
Ja erst begründet. Am vollkommensten leistet das die Erkenntnis
der Rückverbundenheit.
Tod ist dann nichts als Rücknahme des Ausgegliederten in das
Ausgliedernde, wo es rückverbunden immer war. Und lenken wir
damit nicht in urälteste Weisheit zurück ? Ein alter orphischer Spruch
lautet:
„In den Augen des Zeus, des Vaters, des Königs, wohnen die unsterb-
lichen Götter und die sterblichen Menschen, alles, was ist und was
sein wird.”
Der Zerstreuer:
Ist aber nicht jede Ganzheit rückverbunden, z. B. die Pflanze in
ihrer Gattung?
Der Sammler:
Freilich kommt allem ganzheitlichen Sein Rückverbundenheit zu
und damit, nach Maßgabe derselben — also spurenweise —, auch Un-
vergänglichkeit, der einzelnen Pflanze z. B. als einer Aktion ihrer
Gattung. Aber das ist freilich nicht dasselbe wie beim menschlichen
Geiste. Denn Ichheit, Selbstbewußtsein, Denken findet sich bei kei-
nem anderen Wesen, so daß weder Tier noch Pflanze, noch Mineral