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Die Natur
ließe sich
kreuzigen,
den Geist
zu kosten
Das Gebre-
chen des mo-
dernen Men-
schen: vom
Geiste nichts
zu wissen
Geist verbindet, den Geist also auf neue Weise dem Naturzusammen-
hange entreißt.
Der durch Liebe und Denken sich erschaffende Geist baut sich
weiterhin durch künstlerisches Ges ta lten eine innere Welt auf, die
er nach außen und nach innen hin zu verwirklichen trachtet, das
heißt, von der aus er sich zum Wol len und Handeln zu bestimmen
vermag; damit aber ein praktisch-poietisches Leben, ein Leben der
Fre iheit zu bewähren fähig ist.
Wie sehr übersteigt dieser Sachverhalt alle Begriffe, die von Raum
und Stoff hergenommen werden! Welcher Abstand von dem, was
uns die stoffliche Welt darbietet! Dieses Wunder eines in sich selbst
gegründeten Daseins vermag die gesamte äußere Natur mit ihren
Räumen, Kräften, Massen, Bewegungen, Energien niemals zu er-
reichen. Auch Kristallgestaltung und chemisches Werden ist nur
eine ferne Analogie des Liebens, Denkens und freien Gestaltens
des Geistes.
So groß ist das Wunder des Geistes, daß sich die ganze Natur
kreuzigen ließe, um es auch nur auf das leiseste ahnen, um es auch
nur von ferne anschauen zu dürfen, geschweige denn, es selbst zu
vollbringen.
Wie unrecht ist es vom Menschen, seines eigenen Adels nicht zu
achten und sich auf eine Stufe mit der stofflichen Natur, mit der
Vergänglichkeit und Veränderlichkeit ihrer Gebilde zu stellen.
Möchte er doch die Herzensmattigkeit überwinden, die darin liegt,
vom Geiste nichts zu wissen und seiner göttlichen Verwurzelung.
Der Mensch, in dessen Innern der Geist aufgeht, steht wie ein
Gott inmitten der Natur.
Haben nicht die alten Heiden, indem sie Menschen göttlich ver-
ehrten, das Wesen des Menschen besser verstanden als die Bildung
von heute, die ihn nur als materielles Gebilde ansieht, als chemi-
schen Bottich und elektromechanisches Getriebe? Goethe traf ganz
den alten Ton, indem er im zweiten Teil des „Faust” Fausten zu
Helena sagen läßt:
„O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen,
Der ersten Welt gehörst du einzig an.”
Darin liegt Bürgschaft der Unsterblichkeit.
Der Zerstreuer:
Der Größe des Geistes muß der neuzeitliche Mensch erst mühsam
innewerden.