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Je mehr der Geist also sein Wesen steigert, je inniger damit auch
seine Rückverbundenheit in Gott wird, um so feurigere Persönlich-
keit kommt ihm zu.
Der höchste Geist daher, Gott — der allerpersönlichste, überper-
sönliche.
Der Zerstreuer:
Der pantheistische Fehler liegt also schon darin, das Jenseitige,
in das der Geist eintritt, unpersönlich zu denken, z. B. wie Feuer;
sodann noch einmal darin, das Lautere, Persönliche des eigenen,
menschlichen Geistes zu verlieren?
Der Sammler:
Darin! Das Persönliche, Sich-selbst-Erfassende unseres Geistes nicht
festzuhalten, ist sein erster Fehler. Gerade das aber ist das Eigenste
unseres Geistes — das selige Urgeheimnis unseres Daseins!
Sein zweiter Fehler ist, den Urgeist ebenfalls unpersönlich zu denken.
Der Zerstreuer:
Wie soll man sich aber „Ewigkeit” vorstellen, da doch unserem
Geiste die Form der Zeitlichkeit zukommt?
Der Sammler:
. .
. wie auch der Überzeitlichkeit! Sind die Spuren der Ewigkeit
in uns nicht unverkennbar? Durch Selbstbeziehung, Freiheit, Actus
purus, Gedächtnis haben wir Zeugnisse davon.
Die Zeitlichkeit unseres Geistes ist, so erkennen wir bedeutungs-
voll, nicht nur ein Nacheinander; sie ist auch ein Ineinander, ein
Ineinander eben dadurch, daß Vergangenheit und Zukunft in jeder
Gegenwart stets in gewissem Maße enthalten sind.
Denken wir uns nun diesen Zustand gesteigert, so haben wir
den Geist vor uns, der in immer höherem Maße Vergangenes und
Zukünftiges in inniger Einheit befaßt, verschmilzt — den überzeit-
lichen, ewigkeitsträchtigen Geist.
Darum sehen wir alle großen Philosophen und Mystiker davon
erfüllt, daß das Ansich, der transzendente, göttliche Funke, in uns
selbst sei, nicht ferne über den Wolken!
Der Zerstreuer:
Also wären es nicht bloße Ahnungen, Wünsche, Träume?
Der Sammler:
Das Ewige ist das Gewisseste. Es ist gewisser als das sinnlich
Wahrgenommene, das der Täuschung unterliegt. Es ist uns gewiß