Der Zerstreuer:
Der Wahrheit, daß auf geistigem Felde über die sinnliche Er-
fahrung hinausgegangen und das arteigenen Kategorien unterliegende
Wesen des Geistes in seinem eigenen Lichte betrachtet werden
müsse, kann und will ich mich nicht länger entziehen. Indessen —
die Folgerungen!
Ist der Geist wirklich unzerstörbar?
Das Bild der Nichtigkeit des Menschen steigt in mir auf und
läßt mich nicht los. Darum laß mich, statt auf das Einzelne einzu-
gehen, das ich nicht zu widerlegen vermag, dir durch einen allge-
meinen Hinweis noch zum letzten Male entgegnen. Alle Bedenken
und Einwände fasse ich zusammen in dem einen Worte: der natür-
liche Mensch!
Wieder und wieder ist es Pflicht des gewissenhaft denkenden
Menschen, zur Naturseite aller Menschlichkeit zurückzukehren.
Erinnert man sich an die äußere Gebundenheit des Menschen, wie
sie als Schwäche, Gebrechlichkeit, Krankheit, Notdurft, Elend in
tausend Gestalten auftritt — wieviel ist da noch vom „schöpferischen
Geiste” zu bemerken?
Hast du schon der Welkheit des Blödsinns, dem stieren Antlitz
des Wahnsinns, der Wildheit der Raserei, der bitteren Bosheit des
Irren in die Augen gesehen? Sind das nicht fast tierisch anmutende
Zustände? Und nicht nur in Irrenhäusern treten sie auf, auch in
der Geschichte sind sie zuhause. Danton und Marat hatten Tier-
gesichter. Die Stichworte: Robespierre, Caligula, Dschingis-Khan,
Bartholomäusnacht, Sizilianische Vesper, sagen noch mehr, enthal-
ten unausdenkbare Erniedrigungen des Menschengeschlechtes.
Und wie schwach ist der Mensch gegen Durst und Hunger, Wind
und Wetter, Hieb und Stich, Blitz und Bergsturz, wie abhängig
vom Leibe, von der stofflichen Umwelt; wie veränderlich, hinfällig,
nichtig!
Alle
bisheri-
gen
Einwän-
de
zusammen-
gefaßt
in dem
einen
Wort:
der
natürli-
che Mensch