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Der Sammler:

Hier hast Du einen wichtigen Punkt berührt. Ich will dabei ver-

weilen.

Das sich selbst Setzende oder Ausgliedernde ist im Höheren, zu-

höchst in Gott, rückverbunden und hat nur durch diese Rückver-

bundenheit Sein. Oder allgemeiner gesagt: Alles, was ist, hat nur

Sein durch Rückverbundenheit, Befaßtheit in Gott. Aber diese Be-

faßtheit kann nur von geistiger Art sein, denn wie sollte etwas Nicht-

geistiges und Nicht-selbst-Setzendes in Gott rückverbunden blei-

ben? — wie könnte es überhaupt eine „Beziehung” zu Gott haben?

„Beziehung” kann hier nichts Äußerliches sein, sondern muß eine

innere Verwandtschaft, irgendeine Art von Enthaltensein in dem be-

deuten, worauf sich das betreffende Wesen „bezieht”.

Der Zerstreuer:

Daraus müßte folgen, daß die Natur kein Sein habe?

Der Sammler:

Zunächst allerdings scheint es so. Denn wenn Gott Geist ist,

kann, wie gesagt, nur Geistiges von ihm befaßt werden. Daher auch

Meister Eckehart in seiner kühnen Art sagt: Als Gott Himmel und

Erde schuf, da tat er nichts. Erst als er die Seele schuf, da tat er

etwas, da gab er sich selbst. Und uralte Weisheit spricht es geradezu

aus: „Gott ist das Sein, deus est esse.”

Der Zerstreuer:

Da sehe ich aber die Schwierigkeiten sich häufen. Denn zum

ersten ist die stoffliche Welt, sie hat Sein, wenn auch hinfälliges,

veränderliches. Und zum zweiten: Betrachten wir die Natur in ihrer

Erhabenheit, den Sternenhimmel in seinem Glanze, dann können

wir nicht leugnen, daß auch das All auf irgendeine Weise in Gott

sein, von ihm befaßt, in ihm rückverbunden sein müsse.

Der Sammler:

Ich stimme dir bei. Weder das Sein der Natur noch ihre Gott-

verbundenheit darf der Philosoph je vergessen. Die Natur muß

eine ewige Wurzel haben. Die Aufgabe ist, etwas Geistartiges

auch in der Materie zu finden, und sei es auch nur ein ferner

Abglanz.

Der Zerstreuer:

Und wie wäre sie zu lösen?