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ciples“
10
den für seine Zeit sozusagen immer noch definitiven Text
der Disziplin vorgelegt.
Das aus dieser Sicht relativ frühe, besonders auch verfahrens-
theoretische Ringen Spanns um eine Überwindung bzw. Überhöhung
der klassisch-neoklassischen Theorie und Systemgrundlagen ist somit
in Rechnung zu stellen, versucht man heute seine Leistung auch
lehrgeschichtlich einigermaßen objektiv zu orten; eine Leistung, die
in ihrem theoretischen Grundanliegen — wenn auch aus grundsätzlich
verschiedenem Ansatze — zum Teil zumindest gleichgerichtet mit der
etwa fünfzehn Jahre später folgenden (und so gewiß auch unter dem
unmittelbaren Eindruck der Weltwirtschaftskrise auf kairoshaft „auf-
nahmefähigeren“ Boden fallenden) sogenannten „Keynesianischen
Revolution“
11
. So bemerkt beispielsweise Desider Vikor in seiner
neueren Würdigung dieses schon frühen Ringens Spanns um eine
„Revolutionierung“ der Wirtschaftstheorie, daß er damit „lange vor
Keynes einen umfassenden makroökonomischen Weg“ beschritten
habe. „Ohne Zweifel nahm er Keynes vorweg“
12
. Wozu allerdings
begrifflich wie verfahrensmäßig grundsätzlich einschränkend anzu-
merken bleibt, daß „makroökonomisch“ nicht etwa mit „ganz-
heitlich“ gleichzusetzen und die heute gängige Unterscheidung in
Makro- und Mikroökonomie eine an sich unganzheitliche Dicho-
tomie bedeutet.
Daher wäre inhaltlich-sachlich wie vor allem vom grundverschie-
denen Ansatze und Hintergrunde der jeweiligen Theoriebildung her
eine Überbetonung grundlegender Gemeinsamkeiten zwischen
Spann und Keynes über die Tatsache einer teilweise wenigstens
gemeinsamen Stoßrichtung ihres theoretischen Anliegens, nämlich
der Loslösung von der Neoklassik, hinaus gewiß fragwürdig. Beiden
ging es jedoch auch, wenngleich in einem unabhängig voneinander
10
Alfred Marshall: Principles of Economics. An introductory volume, London 1920
8
.
11
Vgl. bes. Lawrence R. Klein: The Keynesian Revolution, New York 1966
2
; weiters
dazu J. Hanns Pichler: Modellanalyse und Modellkritik. Darstellung und Versuch einer
Beurteilung vom Standpunkte der ganzheitlichen Wirtschaftslehre, Berlin 1967 (= Beiträge
zur ganzheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftslehre, herausgegeben von Walter Heinrich,
Bd 3), bes. Erster und Dritter Teil (S. 15 ff. bzw. S. 63 ff.).
12
Desider Vikor: Economic Romanticism in the Twentieth Century. Spann’s Attempt
to Revolutionize Economic Theory, New Delhi 1964, S. 7 f.