A c h t e r A b s c h n i t t
Die philosophischen Folgerungen aus dem
Individualismus
Wir haben absichtlich im vorstehenden Rückblick eine kritische
Betrachtung des Individualismus vorgenommen, bevor wir die
philosophischen Folgerungen, die sich aus ihm ergeben, ins Auge fassen,
um jene Kritik rein sachlich, unbeirrt von philosophischen
Nebenrücksichten durchführen zu können. Bei dieser Gelegenheit ist es
nötig, ein Wort über das Verhältnis der gesellschaftlichen Grundtheorien
des Individualismus und Universalismus zur Philosophie zu sagen.
Individualismus und Universalismus sind für den Gesellschaftsforscher
lediglich sachliche Theorien, Wesenstheorien über die Bestimmtheit und
den Aufbau der Gesellschaft, sachliche Zergliederungen seines
Erfahrungsgegenstandes,
also
r e i n
z e r g l i e d e r n d e
L e h r b e g r i f f e . Es ist richtig, daß diese Lehrbegriffe nicht ohne
philosophische und namentlich sittenwissenschaftliche Auswirkung
bleiben, aber das nimmt ihnen ihre rein zergliedernde (analytische) Weise
und Begründung nicht. Die Lehrstücke vom Individualismus und
Universalismus haben für den Gesellschaftsforscher philosophische
Folgerungen, aber keine philosophischen Voraussetzungen.
Die
philosophischen
Folgerungen,
zu
denen
der
gesellschaftswissenschaftliche Individualismus, wenn schon nicht
eindeutig führt, / aber doch von seinem Standpunkte aus hindrängt, sind:
logischer und sittlicher Relativismus, utilitarische Sittlichkeitsauffassung
und erkenntnistheoretischer Empirismus.