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Menschen gut werden müßten, was allerdings insofern kein Widerspruch zu seiner Freiheits-

und Autarkielehre sein soll, als alle Menschen von Natur aus gut wären. Aber bei Rousseau,

der ein ebenso verworrener Denker wie krankhafter Charakter war, wird auch ein offenbarer

Widerspruch nicht wundernehmen. Auch Marx hat diesen Widersinn nachgesagt, z. B. in

dem berühmten Wort: „Es ist nicht das Denken der Menschen, das ihr Sein, sondern ihr

gesellschaftliches Sein, das ihr Denken bestimmt.“ Marx war nun zwar ein scharfer Denker,

aber die unbekümmerte Ineinanderschüttelung individualistischer und universalistischer

Gedankengänge bildete gerade die eigentliche Grundlage seines Lehrgebäudes

1

.

V. Empirismus

Wenn die Einzelheitslehre zum Relativismus und Utilitarismus drängt,

wie oben gezeigt wurde, so ist damit auch noch ein allgemeiner Zug

philosophischer Art gegeben, der Zug zum Empirismus. — Der

Empirismus ist es ja gerade, der die apriorischen Voraussetzungen der

Erfahrung — sei es im Kantischen Sinne, sei es im metaphysischen und

religiösen Sinne — abweist und aus dem stets wechselnden Stoffe der

äußeren Erfahrung (Sensualismus) allein schöpfen will, daher er zum

Relativismus einerseits, zum i n d u k t i v e n

V e r f a h r e n

andererseits führen muß.

Auch hier gilt wieder, daß der Individualismus von sich aus zwar den Zug zum

Empirismus hat, daß aber diese Folgerung durch Gedankengänge, die / von anderswoher

kommen, vereitelt werden könne

2

.

VE Methodologische Folgerungen

Der relativistisch-empiristische Zug des Individualismus hat seine

bestimmten verfahrenmäßigen Folgerungen. Wir haben diese oben

3

schon

besprochen und werden darüber später

4

noch ausführlicher zu handeln

haben.

Hier sei nur zweierlei kurz hervorgehoben:

I. Der Individualismus begründet die Gesellschaftslehre notwendig als Wissenschaft nach

Art der Physik, das heißt als mechanische Ursachen- oder Kausal-

1

Vergleiche dazu mein Buch: Der wahre Staat, I. Aufl., Leipzig 1921, S. 159 ff. [4. Aufl.,

Jena 1938, S. 145 ff.]

2

Näheres über den Empirismus siehe unten viertes Buch, viertes Hauptstück, S. 334 f.

und öfter.

3

Siehe S. 67 ff.

4

Siehe unten unter „Verfahrenlehre“, S. 633 ff.