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„Sollt’ ich mit Gott nicht können sein
So wie ich möchte, Mein und Dein?“
heißt dort die Folgerung, die keine individualistische mehr ist. —
Geradezu fratzenhaft mutet aber die Sonderung des Einzelnen von der
Welt an. Wer sich von den Menschen absondert und sich (eine Strecke
lang, denn weit geht es nicht) auf sich zurückzieht, den nennt das Genie
der deutschen Sprache einen „Sonderling“, womit die richtige, die
wesenhafte deutsche Übersetzung von „Individuum“ (das „unteilbar“
heißen will) gegeben ist; und auch im Griechischen / heißt der Eigene,
Abgesonderte
„ίδώτης“
(„Idiot“), womit das Geistesarme, Stumpfsinnige
jeder ernsthaften Vereinzelung richtig bezeichnet ist. Wie soll man aber
den nennen, der sich von der Natur, der Welt zurückzieht? Es ist ein
unausdenkbares Beginnen, die Sprache hat dafür nicht einmal einen
Namen!
Wir e r k e n n e n d e n I n d i v i d u a l i s m u s i n s e i n e m
H e r z p u n k t , d e r S e l b s t g e n u g s a m k e i t , a l s e i n e n
G r u n d i r r t u m . Der Individualismus macht den Einzelnen zuletzt
einsam und arm. Er kleidet ihn in erborgten Glanz, um ihn dann in
Wucherschulden zu stürzen, die er nicht bezahlen kann. Und auch mit
dem Begriffe des prometheischen Menschen Ernst gemacht, erweist er
sich als eine völlige Verirrung. Es ist widersinnig, rechten zu wollen mit
dem, was als Ganzes, Umfassendes über uns ist. Indem ich das, mit dem ich
mich rechtend auseinandersetze, als Ganzheit erschaue, habe ich schon
meine eigene Mittelpunkteigenschaft und Selbständigkeit auf gegeben: ja
ich habe meine absolute Abhängigkeit von ihm (dem Zeus, der Ganzheit)
selbst gesetzt, und sie ist im tiefsten Sinne meine Gottheit geworden. So
bleiben nur die zwei Möglichkeiten: Verneine ich die Anknüpfung, dann
finde ich mich zuletzt notwendig als der vollkommen Einsame und
Verlassene (da sich von der Autarkie aus nicht einmal die
Mittelpunkteigenschaft halten läßt), was sich als widersinnig, als toll
erweist; setze ich mich aber in der Ganzheit, um die Anknüpfung zu
finden, dann habe ich mich als Teil gesetzt und dadurch gerade das
Wesentliche der Einzelheitslehre auf gegeben: die Selbstgenugsamkeit.
Ein Mittleres zu setzen ist unmöglich.
Diese Besinnung führt zu der Forderung, den Begriff des Einzelnen viel
tiefer, mannigfaltiger zu bilden, als es die Selbsterzeugung