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Einzelnen braucht beim Universalismus nicht geringer zu sein als beim
Individualismus. Praktische Aufopferung des Einzelnen für das Ganze
hingegen, z. B. im Kriege, kann auch nach der individualistischen
Staatsauffassung und Staatsgestaltung ja nicht vermieden werden.
Vielmehr kommt es auf die Erklärung solcher Sachlagen und des
gesellschaftlichen Lebens der Menschen überhaupt an. — Das Wesen des
Universalismus ist endlich auch nicht „Altruismus“, ebensowenig wie das
des Individualismus schon „Egoismus“ ist. Beide / können wohl dahin
führen, aber ihr Wesen ist darin nicht bar beschlossen.
Wesentlich für den Universalismus ist dagegen: Daß das Erste
(Primäre), die ursprüngliche Wirklichkeit, von der sich alles ableitet,
nicht der Einzelne ist, sondern die Ganzheit, die Gesellschaft. Nun ist der
Einzelne nicht mehr selbstgeschaffen (autark), steht nicht mehr
ausschließlich und gänzlich auf dem Boden seiner Ichheit; es liegt daher
die primäre Wirklichkeit nicht mehr in ihm, sondern im Ganzen. So
ergeben sich zwei Merkmale:
(1)
Das Ganze, die Gesellschaft, ist die eigentliche Wirklichkeit, und
(2)
das Ganze ist das Primäre (begrifflich Erste), der Einzelne ist
gleichsam nur als Bestandteil, als Glied desselben wirklich vorhanden, er
ist daher das Abgeleitete.
Die Urfrage der Ganzheitslehre ist daher nur diese eine: „W i e
d e n k e i c h d a s G a n z e , welcher ist der Begriff dieses Ganzen der
Gesellschaft?“ — Während die Grundfrage des Individualismus (wie wir
wissen) lautet: „Wie denke ich den Einzelnen?“ Die einzig mögliche
Antwort war hier: Als absoluten Einzelnen. Für die Ganzheitslehre ist die
Möglichkeit, ein Ganzes zu denken, jedoch nicht so einfach bestimmt. Es
gibt hier mehrere Hauptarten, die gesellschaftliche Ganzheit zu denken.
Allen diesen Fragen haben wir uns nun zuzuwenden.