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B. Die S c h i c h t u n g o d e r d a s G e f ü g e
d e r G a n z h e i t
Die Bestimmungsstücke, nach denen die Ausgliederung der
Gemeinschaft in ihre Gemeinschafter erfolgt, haben uns die Ungleichheit,
die Schichtung der Gemeinschaft bereits deutlich gezeigt. Er- wecker —
Erweckter; Vorbild — Nachbild; schöpferische Aktivität —
nachschaffende Aktivität waren die Hauptbestimmungen.
Betrachtet man das Schichtungsverhältnis, das durch diese
Bestimmungen zwischen den Gezweiten gegeben ist, so erkennt man, daß
der zum Seelenleiter und Erzieher gewordene Erwecker und
Vorbildgebende überhaupt die Stellung des F ü h r e r s , der
Nachbildende, Aufnehmende oder Zögling die Stellung des Geführten hat.
Aus alledem ergibt sich, daß G l e i c h h e i t i n d e n
B e s t a n d t e i l e n d e r G e z w e i u n g n i c h t m ö g l i c h i s t ,
vielmehr notwendig ein Gefüge vorhanden sein muß, das in geistiger
Führung und Nachfolge beruht.
Der jeweilige Erwecker (die Rollen können zwischen den Gliedern
weniger stark abgestufter Gezweiungen immer wieder wechseln) ist / aber
nicht nur geistiger Führer, sondern hat noch eine andere, seine Stellung
abstufende und damit das Ganze erst wahrhaft schichtende Eigenschaft: In
ihm wird die ideelle Mitte der Gemeinschaft (das ideelle Zentrum, das als
solches nicht erscheint) wirksam, während die anderen zu „Umkreis“
(Peripherie) werden. In diesem Sinne gilt:
S o w e i t e i n G l i e d d e r G e m e i n s c h a f t g e i s t i g
f ü h r e n d i s t , i s t e s a u c h M i t t e . Da alle Menschen in
verschiedenster Weise in den verschiedensten Gezweiungen führend und
nachfolgend sind, sind sie alle in verschiedenster Weise Mitte.
J e d e r i s t i r g e n d w o M i t t e . Ganz ohne die Stellung der
Mitte ist keiner. Selbst das Kind, das überall nur geführt und erzogen wird,
ist z. B. im Umkreis seiner Spielgenossen irgendwo Mitte. Und wie keiner
es ganz entbehrt, Mitte zu sein, so ist auch keiner ganz Mitte. J e d e r i s t
z u g l e i c h i n v i e l e n G e m e i n s c h a f t e n U m k r e i s . Auch
der König, und wäre er der genialste Schöpfer, wie Karl der Große, ist
geführter Zuschauer, geführter Kunstgenießer, selbst in Staatsgeschäften
ist er zum Teil geführt von seinen Kanzlern, Feldherren und Fachberatern.