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fast das einzige sind, womit und wodurch es in den Gesichtskreis
der tieferen Bildungsschichten eines a n d e r n Volkes hinein-
ragt“
1
. Unsere Kenntnis über Rußland sei durch Dostojewskis
und Turgenjews Romane bestritten. — Neben dem Roman ist seit
Schiller die grundlegende Bedeutung der Bühne als einer öffent-
lichen Einrichtung bekannt
2
(deren scheußliches Zerrbild in den
letzten Jahren leider das „Kinotheater“, zum Teil nun auch das
Radio, geworden ist.) Der Wert solcher Gemeinschaftserzeugung ist
um so größer, als er / die wichtigsten Inhalte des menschlichen
Geistes umfaßt. Die künstlerische Vergemeinschaftung der Geister
bildet gleichermaßen für Liebes- und Neigungsgemeinschaften wie
für intellektuelle, religiöse, philosophische Gemeinschaftsbildung
eine unverwüstliche Unterlage.
Nichts kann so sehr innere Vorgänge und Erlebnisse vermitteln, die Persön-
lichkeit bereichern, stärken, erweitern und ihr Welten aufschließen, die bisher
verborgen waren, als das Kunstwerk des großen Meisters. Im Kunstwerk steht,
so sägten wir wiederholt, die Wirklichkeit gereinigt, groß, durch und durch
begriffen vor uns, und darum schließt es auch in uns den Schatz des eigenen
Wesens auf. Zugleich aber vermag es uns nur mitzuteilen nach dem Maße unserer
Persönlichkeit. (Dem „Ungeweihten“ muß das Kunstwerk in all seiner durch-
dringenden Wahrheit stets mehr wie eine Art Märchen erscheinen.) Erst mittel-
bar wirkt es dann, in solchen Fällen gemeinschaftsbildend.
Die unmittelbaren gesellschaftlichen Leistungen der Kunst spiegeln sich end-
lich in den Aufgaben wider, deren Erfüllung man von ihr fordert. Diese „Auf-
gabenstellung“ wurde schon früher besprochen. Ebenso wurde als Nebenleistung,
die sich dabei ergibt, festgestellt, daß die K u n s t T r ä g e r g e s e l l -
s c h a f t l i c h e r W e r t u n g e n w i r d , z. B. indem sich Herrscher, Würden-
träger, Adel, höhere Stände mit Kunstwerken umgeben, um die Würde ihrer Ver-
richtung hervortreten zu lassen und zugleich sich von der Menge abzuheben
3
.
Soll dabei echte hohe Kunst zur Entfaltung kommen, so bedarf es hochstehender
Staatsführer, andernfalls sich die Kunst in bloßen P r u n k (Luxus) verwandelt.
Prunk ist immer Verfallszeichen. Doch braucht er noch nicht das Schlimmste zu
bedeuten. Das Gesunde in der Welt kann das Ungesunde tragen.
1
Friedrich Spielhagen: Beiträge zur Theorie und Technik des Romans,
Leipzig 1883, S. 38.
2
Friedrich von Schiller: Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrach-
tet, in: Rheinische Thalia, Köln und Bonn 1784.
3
Siehe oben S. 375 f.