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welche allein den Menschen zum anderen Menschen und zur Natur
in jenen Zusammenhang bringt, den jede höhere Ethik fordern
muß. Durch sie wird die mystische Ethik stets zugleich Gemein-
schaftsethik.
Das H e r o i s c h e des Geistes und der Tat ist nur möglich auf
Grund einer inneren Wiedergeburt, Erleuchtung, welche das Han-
gen an Sinnlich-Natürlichem überwindet und unserem Geist eine
höhere Freiheit eröffnet, nur möglich durch die Kraft der Unsterb-
lichkeitsüberzeugung und den Strahl höheren Lichtes, neben wel-
chem das irdische Licht verdunkelt wird und der Wert dieses
sterblichen Lebens dahinschwindet.
Wahres Heroentum ist der Übertritt in ein übernatürliches
Leben
1
.
Der erwähnte Einwand, die Mystik zeige auch Neigungen der Ungebunden-
heit, der Auflösung bestehender Sitten in Subjektivität und damit zu willkürli-
cher Vereinfachung, kann wohl nicht geleugnet werden. Er trifft aber nur für
bestimmte geschichtliche Vorgänge zu; für solche nämlich, in denen einerseits
überkünstelte oder starre oder unnatürliche Bindungen überhand nehmen, an-
dererseits die Mystik Mode, das heißt u n e c h t wurde. Daß sich in solchen
trüben Zeiten im Gegenschlag Übertreibungen, sogar Entartungen hervordräng-
ten, ist nur allzu natürlich.
Worum es sich für uns hier handelt, ist jedoch ausschließlich das Grund-
sätzliche.
Da es auch noch andere ursprüngliche Bedingungen der Sittlich-
keit gibt, vor allem die A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g der
Gesellschaft
2
, sodann das Natur- und Triebhafte im Men- / schen,
sofern es durch das Wiedervervollkommnungsstreben zu überhöhen
ist, sprechen wir nicht von alleiniger Begründung, sondern nur von
einer Mitbegründung der Sittlichkeit durch die Mystik.
Den unbedingten V o r r a n g unter allen Faktoren der Sittlich-
keit hat aber die innere mystische Erfahrung. Sie gibt das Bewußt-
sein des höchsten Gutes, das Bewußtsein, nach welchem das Leben
auszurichten ist, und sie gibt die Kraft, von den Unvollkommen-
heiten, Wirrungen und Irrungen der jeweils Vorgefundenen ge-
schichtlichen Lebensgestaltungen den Weg zurück zur Vollkommen-
heit zu verfolgen. Kraft dieses Vorganges bleibt Mystik auch eine
1
Mehr darüber siehe unten S. 181 f.
2
Vgl. meine Gesellschaftsphilosophie, München und Berlin 1928, S. 115 ff.,
121 ff., 150 f. und 152 ff. [2. Aufl., Graz 1968, S. 180 ff., 189 ff., 233 f. und 236 ff.].