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So ergeben sich drei große Epochen der europäischen Philosophie-

geschichte, die mit Höhepunkten der idealistischen Tradition zusam-

menfallen. Das ist nicht Zufall, sondern eine Bestätigung der Grund-

gedanken, nach denen Spann die Geschichte der Philosophie beur-

teilt. Freilich verteidigten auch in der Zwischenzeit große Meister

die Position des Idealismus, wie sich besonders klar bei Leibniz

zeigt, oder auch beim Neuplatonismus, von dem aus die Kluft zwi-

schen Antike und mittelalterlicher Philosophie überbrückt wurde. Das

zeigen die großen Namen Plotin, Augustinus und Scotus Eriugena.

Diese philosophischen Zwischensysteme zeigen Schwächen, die durch

den philosophischen Tiefstand ihrer Zeit verständlich werden, anderer-

seits aber wieder den vollen Sieg des Idealismus verhindert haben. So

führt z. B. bei Leibniz die Vernachlässigung des philosophischen Ver-

mittlungsbereiches zur Isolierung der Monaden. Die „prästabilierte

Harmonie“ kann nicht über den Verlust der Universalien und des

Allgemeinen hinweghelfen. Trotzdem aber darf man sagen, seit

Leibniz „wurde die idealistische Philosophie in Deutschland“ wieder

„heimisch. Kant wäre ohne seine Erkenntnistheorie nicht möglich,

auch Fichtes Gedanke, daß alles Seelische die Selbsttat des Ich sei,

kann man im gewissen Sinne als Weiterentwicklung seiner Ansichten

auffassen“ (Bd 13, 85).

III. Die Tradition der Ideenlehre

Die Tradition der abendländischen Philosophie beginnt im sechsten

vorchristlichen Jahrhundert bei den Hellenen. Diese Gründung gipfelt

in der Ideenlehre Platons. Die von Platon gelegte Grundlage darf

nicht verlassen werden, wenn sich die Philosophie richtig entfalten

soll. Darum nehmen die Darstellung der Platonischen Ideenlehre

und ihre Kritik im Werke Spanns einen breiten Raum ein.

Es ging Spann zunächst um die reine Darstellung und Verteidigung

dieses Erbes. Was haben sich doch die Gegner Platons, aber auch die

Historiker der Philosophie auf diesem Gebiet erlaubt! Die Ideen

Platons sollten bestenfalls Geltungszusammenhänge oder auch

Hypostasierungen sein! Vielfach wurden sie als philosophische

Poesie abgetan, etwa wie die größten Leistungen Schellings. Mit