158
seiner Ideenlehre. — Die e k s t a t i s c h e E r f a h r u n g i s t d e r
S c h l ü s s e l s e i n e r g e s a m t e n P h i l o s o p h i e “ (Bd 13,
221
).
Eine Lehre von der Einheit und Ganzheit der Philosophie muß auch
mit ihren Begriffsmitteln die Fehler und Irrwege der Lehrgeschichte
aus den Mängeln der jeweiligen Grunderlebnisse und Grundgedanken
erklären können. Die ganzheitliche Philosophie erklärt jede Unvoll-
kommenheit (vom kleinen Flüchtigkeitsfehler bis zum satanischen
Abfall) als Mangel an Rückverbundenheit (Konzentration, Mittewen-
digkeit, Abgeschiedenheit), bei höchster Steigerung als bewußte Ver-
weigerung der Rückverbundenheit. Weil Rückverbundenheit vor
Ausgliederung ist, folgt aus der unvollkommenen Rückverbundenheit
eine unvollkommene Ausgliederung. Die unvollkommenen Ausgliede-
rungen in der Lehrgeschichte sind entweder Fehl- oder Mischsysteme.
„Das Unangemessene kann nun entweder in folgewidriger Verbin-
dung von Grundbegriffen liegen, wodurch Widersprüche zum System-
gedanken entstehen und damit auch Widersprüche zum Grunderlebnis;
oder aber darin, daß mehrere Systemgedanken miteinander vermengt
werden. Im ersteren Falle haben wir Fehlformen im engeren Sinn,
im zweiten Falle Mischformen im engeren Sinn vor uns. Beides
hängt untrennbar zusammen, da jede unlogische Begriffsverbindung
zugleich auf einen anderen Systemzusammenhang hinweist, also auf
Mischung, Eklektizismus hinausläuft, wie umgekehrt die Mischung
unlogisch ist“ (Bd 13, 49).
Die Lehrgeschichte zeigt, daß ein Fehlsystem selten rein und ohne
wesensfremde Beimischungen dargeboten wird. Durch solche Beimi-
schungen gelingt es, die Entlarvung der Unwissenschaftlichkeit zu
erschweren. Der „Philosophenspiegel“ bringt folgendes Beispiel:
„Wenn der Empirismus Begriffe in sein Gebäude aufnimmt,
welche ,die Erfahrung überschreiten“, dann kommt er grundsätzlich
mit sich selbst in Widerspruch, denn sein Grundgedanke besteht ja
eben darin, die Erfahrung als das Letzte zu betrachten und als ihre
einzige Quelle die Empfindung. Dieser Widerspruch bedeutet aber
eine Mischung des empiristischen mit dem metaphysischen, ,die
Erfahrung überschreitenden' Standpunkte. Der Materialismus sowie
jede Gotteslehre, die mit dem Empirismus verbunden wird, leiden an
diesem Widerspruche“ (Bd 13, 49 f.).