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ineinander über. Die Gebete dienen nur noch dem Zwecke der Samm-
lung, und erst wenn Gottes Nähe dem Geist fühlbar wird, verstummt
das Gebet.
Jeder großen Religion hegt ein Geheimnis zugrunde, das bis in
ihre letzten Tiefen nachwirkt. Keine Religion entsteht daher ohne
Einfluß von oben, ohne Offenbarung. Gott gibt sich in der Offen-
barung kund. Die großen Religionsstifter sind der Mund Gottes,
und das Erleben der Stifter fließt ein in die Heiligen Schriften.
In den Offenbarungen finden wir auch die konkreten Eingebun-
gen, die einem mystischen Grunde entspringen. Dieser letzte my-
stische Grund hebt alle Verschiedenheiten auf. Der letzte innere Kern
der höheren Religionen unterliegt keiner Änderung, nur „ihre Hüllen
und Anhänge sind es, welche jene großen Verschiedenheiten zeigen,
die sie in der Geschichte trennen und vornehmlich ihre Wertunter-
schiede begründen“ (Bd 16, 298).
„Das Tao,
das Brahman,
das Nirvâna (dieses mystisch verstanden, nicht nihilistisch),
das Lichtreich der ägyptischen Sonnenreligion (Echnaton),
das Lichtreich Ahura Mazdahs,
das nach der Götterdämmerung wieder hergestellte Lichtreich der
Germanen,
die Ideenwelt der Orphiker und Platoniker am überhimmlischen
Ort des Lichtes mit der ,Idee des Guten' als Sonne an der Spitze,
das sind Offenbarungen, von denen man sagen muß, daß sie
s i c h i m I n n e r s t e n g l e i c h e n , wie sehr sie auch in ver-
schiedener Ausbildung und Konkretisierung zur Erscheinung kom-
men“ (Bd 16, 297).
Es gibt auch Fehlausgliederungen. Je mehr die äußeren Einflüsse
dominieren, je mehr die Dämonen die Herrschaft antreten, desto
schwächer wird der mystische Strom.
Aus der von Spann gegebenen „Tafel der Rückverbundenheitskate-
gorien“ (Bd 16, 320) kann folgendes abgeleitet werden:
Die Ewigkeit des ausgliedernden Grundes ist Basis der Unsterblich-
keit;
das Fünklein oder die Urmitte in der magisch-mystischen Erfah-
rung ist Basis des G o t t g l a u b e n s , d e r G o t t v e r w a n d t -